Attersee: Ich bin von der Untersuchung der naheliegenden
Dinge ausgegangen: Essen, Trinken, Sexualität, Schönheit,
Kleidung, Wetter und Wasser. Es geht um die Beziehungen
gleichwertiger Dinge, um Verbindungen, um Verwandtschaften
- in der Kunst, im Alltag. Farben rühren. In der Suppe rühren.
Das Weiche und das Harte. Zweck und Zierde gehören zusammen.
Alles anwenden. Alles benützen. Bei mir kommt alles aus
dem Leben, nicht aus der Kunstgeschichte. Schönheit ist
etwas, das man nicht erwischt. Sie funktioniert mehrfach,
durch Intensität, durch Umdeutbarkeit, durch Entsymbolisierung;
nie so, wie es einem gesagt wird. Denn: Sprache ist eine
Degenerationsform des Sehens. Daß Sprache das grundlegende
Strukturmuster ist, stimmt einfach nicht.
Dem Erforscher der >Traurigen Tropen< sind manchmal die jenseits
diverser Grenzen aufgespürten Situationen so erschienen, >als
hätte sich eine gesamte Kultur in zärtlicher Leidenschaft
den Formen, Substanzen und Farben des Lebens hingegeben, als
hätte sie dem menschlichen Körper jene ihrer wesentlichen
Schöpfungen bestimmt, die zugleich am dauerhaftesten und am
vergänglichsten sind.< Bei seinen >guten Wilden<, den Boróros,
von denen hier die Rede ist, hat Lévi-Strauss ein so starkes
Bedürfnis, sich zu schmücken, festgestellt, >daß die Männer
stets irgendwelchen neuen Schmuck erfinden<, für sich und
von ihnen beschenkte Frauen. >Viele tragen Kronen aller Art
auf dem Kopf, Bänder aus Fellen mit Federn geschmückt, geflochtene
und ebenfalls mit Federn verzierte Ringe, in Holz gefaßte
Jaguarkrallen. Doch um sie in Begeisterung zu versetzen, genügt
auch weniger; ein Band aus getrocknetem zufällig gefundenem
Stroh, das dann rund gepreßt und bemalt wird, dient als ephemerer
Kopfschmuck, mit dem der Betreffende solange herumspaziert,
bis irgendein anderer zufällig gefundener Gegenstand seine
Einbildungskraft zu fesseln vermag. Statt Dinge am Boden zu
suchen, sammelt er vielleicht zur Abwechslung Baumblüten.<
Solche isolierten Bilder der Lebensfreude bleiben in ihrer
Romantik kraftlos, verstören nicht einmal mehr, weil sie verlorene,
auf Exotismen angewiesene Wirklichkeiten festhalten. Sie zu
zitieren, erinnert höchstens an Dimensionen von Künstlichkeit
und an die lustlose Transformation von Konventionen. Während
die Klischees entstehen, ist das Original längst zugrunde
gegangen. Weder am Ort des Geschehens noch hier und jetzt
wird irgendjemand neuerlich zum Beteiligten werden. Die Wiederholbarkeit
solcher Szenarien hat sich verflüchtigt, der Raum für Erfindungen
definiert sich anders, losgelöst von Selbstverständlichkeiten.
Das Versagen dabei ist Multiplikationen unterworfen; die Rechnungen
gehen automatisch auf, ohne Bezug zu Gegenwelten. Ganz drinnen
im Natürlichen kommt das Künstliche zum Zug; die Desoxyribonukleinsäure,
als Träger der genetischen Information, ist nicht mehr auf
Sexualität angewiesen. Zellen vermehren sich künstlich, lassen
sich kombinieren und manipulieren, erzeugen eigene Nachkommen.
Vorerst heißen sie alle noch harmlos Klon: der Trieb, der
Schößling, der junge Zweig.
Die Inuit hingegen kennen fast hundert Ausdrücke für Schnee,
für etwas also, mit dem sie sich ununterbrochen beschäftigen,
an dem ihnen jede Nuance seiner Erscheinungsformen wichtig
ist - zwischen Frieren und Schmelzen, Eis und Wasser, Sonne
und Nacht, zwischen hart und weich. Solche Genauigkeit im
Benennen bezeugt, wie ernst bisweilen Materie und Mächte genommen
werden. An den Phrasen tendenziell heißer Gesellschaften ist
etwas anderes auffallend, der Hang zu moralischen Polarisierungen,
die fast so etwas wie ein Organisationsprinzip andeuten: das
harte und das weiche Herz, das harte Los, das weiche Bett,
das harte Wort, die weiche Welle, die harte Arbeit, der weiche
Kompromiß; harte Zeiten, hartes Brot, hartes Geld, harte Männer,
harte Getränke, harte Gesetze, harte Entscheidungen, weiches
Licht, weiche Konturen, die harte Schale, der weiche Kern,
die harte Nuß, die weiche Birne, die harte Hand, das weiche
Ei; der Verstand muß scharf sein, das Gefühl darf weich bleiben.
Verbindungen zwischen Verstand und Gefühl sind idealerweise
>al dente<.
Diese komplizierte Weichheit ist in verschiedenen Arten >wilden
Denkens<, also in Begriffssystemen, die in Bildern verdichtet
sind, gut aufgehoben. Einer gezähmten Benutzbarkeit entzogen,
kann weiches Denken nicht polizeistaatlicher Wahrheitsfindung
dienen.. Sehr bezeichnende Ausdruckskonzentrationen schafft
es trotzdem, >wie die tiefgreifende Analogie, die das menschliche
Denken überall in der Welt zwischen dem Akt der Kopulation
und dem Essen gesehen zu haben scheint, und zwar in solchem
Maße, daß eine große Anzahl von Sprachen beide mit dem gleichen
Wort belegt< (Lévi-Strauss). Den Benennungen zugrundeliegende
Bilder und Bedeutungsebenen fallen ineinander. Gleichwichtiges,
das Höhepunkte kennt, kommt einander sehr nahe. Die Austauschbarkeit
beweist, wie ähnlich und anders es zugehen kann. Das Ding
der Unmöglichkeit verliert zeitweilig seine Fesseln. Ablagerungen
solcher Prozesse prägen die Strukturen von Formen und Denkweisen.
Wie die Sprache, sind die Bildschöpfungen der Mythen >eine
bestimmte Form des Sehens, und das mythische Bild, die intuitive
Darstellungsweise, erzeugt Wirklichkeit und stellt ein Sinnuniversum
her< (Marcel Detienne). Die Trennung von ihm erfolgt mit der
von anderen Strukturen erzeugten Konsequenz: >Jedes Bemühen
um Verständnis<, so Lévi-Strauss, >zerstört den Gegenstand,
dem wir uns widmen, zugunsten eines solchen, dessen Beschaffenheit
eine andere ist. Dieser verlangt von neuem eine Anstrengung,
die ihn wiederum zerstört, zugunsten eines dritten, eines
vierten, eines fünften - bis wir schließlich den Zugang finden
zur einzigen dauerhaften Gegenwart: jener, bei der sich der
Unterschied auflöst zwischen dem Sinn und dem Fehlen von Sinn,
jener, von dem wir ausgegangen sind.<
Sicher ist sich der Strukturalist, der sich nach eigener Aussage
nicht mit Menschen, sondern mit Glaubensinhalten, mit Bräuchen
und mit Institutionen befaßte, noch als Achtzigjähriger, daß
der Ursprung der Sprache weder von den Anthropologen noch
von den Linguisten geklärt werden wird, eher aus der Neurophysiologie
des Gehirns; aber: >alles, was die Linguisten uns über die
Sprache beigebracht haben und was ihre ausschließliche Eigenart
zu sein scheint, existiert, wie wir gewahr wurden, auch im
Innersten der lebendigen Materie selbst; der genetische und
der verbale Code bieten dieselben charakteristischen Merkmale
und funktionieren auf dieselbe Weise<. Seine Vorstellung von
>wirklicher Freiheit< wirkt gegenüber dieser Determinierung
sehr bildhaft, wie ausgleichend-vage Gerechtigkeit: >sie besteht
aus dem Gleichgewicht lockerer Zusammengehörigkeitsgefühle<
und >schwachen Solidarbindungen<.
Attersee: Jede spannende Lebensform ist zu akzeptieren.
Kunst ist reine Realität. Materialien müssen ihre Freiheit
haben. Wie ein Knochen der blüht. Mir ging es von Anfang
an um das Lebensbejahende - als Gegensatz zu den Zerstörern.
Aggression ermöglicht keine Ausdrucksformen von Dauer. Kunst
ist Erotik, als Unendlichkeit aller Liebesformen, als der
Kreis von Sexualität, Geistigkeit, Schönheit. Ich bin kein
Zukunftserfinder, kein Utopist. Mich interessiert an der
vorhandenen Welt das Maximale.
Wenn Verwandtschaft heißt, das Eigene im Fremden wiederzuerkennen,
und Freundschaft, das Fremde im Eigenen wahrzunehmen, wie
Mario Erdheim es formuliert hat, dann wird damit die Fähigkeit
angesprochen, einen solchen Austausch zustandezubringen und
gleichzeitig das Anderssein zu akzeptieren. Die zugehörigen
Gefühle können auf eine gewisse Solidität der Ansprüche bauen,
Erwartungen sind auf Stetigkeit und Dauer ausgerichtet. Dem
Freund wird Erreichbarkeit und Anwesenheit abverlangt. Sich
auf ihn verlassen zu können, soll davor schützen, verlassen
zu werden. Bei den vielen verschiedenen Gefühlen von Liebe
ist das offenbar völlig anders; erste, schnelle Blicke nehmen
einem die Entscheidung ab, anschließende Blindheit wird in
Kauf genommen. Liebe erfindet sich ihre eigene Schönheit;
je größer und stärker sie empfunden wird, um so eher erzwingen
die Gesetze der Heroik ein Scheitern. Leidenschaft schließt
Leiden ein, bei Trennungen wird sie daher am intensivsten
empfunden. Unerfüllbar reicht das Imaginäre einer Liebe über
Bewunderung, Ergriffenheit, Sexualität, Lust, Sprachlosigkeit
und die Überwindung der Zweisamkeit hinaus. Ein angeblich
ideales Auseinandergehen als gute Freunde kann über das Verlorene
nie hinwegtäuschen. Zu einer Technik stilisiert wird Liebe
zur Verführung, einer Form des Duells. Von ihr zu sprechen
macht Klischees und Trivialitäten zu einer wichtigen Sache.
Das wird bereits an den Mythen deutlich, nach deren offizieller
Version der Liebesgott die Göttin der sinnlichen Liebe und
Schönheit und den Gott des Krieges als Eltern gehabt hat.
Von Platon wird anderes überliefert; ihm zufolge ist Eros
der Sohn der Armut, die sich ihn in berechnender Weise vom
betrunkenen Reichtum hat zeugen lassen: >was er gewinnt, zerrinnt
ihm immer wieder, so daß er weder arm ist noch reich und zwischen
Weisheit und Torheit immer in der Mitte steht<.
In irgendeiner Mitte hat Liebe allerdings wenig verloren,
sofern damit nicht bloß ein gedachter Kreuzungspunkt von in
alle Richtungen ausschlagenden Pendelbewegungen gemeint ist.
Offen ist inzwischen sogar, ob das Fundament der sexuellen
Differenz überhaupt noch so wichtig genommen werden kann.
Für Baudrillard jedenfalls ist der geschlechtliche Unterschied
in trister Weise >buchstäblich uninteressant<, denn >die Sexualität
bezeichnet in ihrem biologischen Anspruch den schwächsten
und ärmsten Unterschied, auf den man sich zurückgezogen hat,
nachdem alle übrigen verlorengegangen waren<. Die unerbittliche
Logik der fortschreitenden Indifferenzierung kann ihm zufolge
nur einen nächsten Schritt kennen: den Klon-Körper, >dessen
Reproduktionsweise durch zellulare Teilungsvermehrung, durch
bio-molekulare Demultiplikation die Sexualität selbst als
etwas Überflüssiges erscheinen läßt<. >Wir sind heute praktisch
alle Klone in dem Sinne, daß die DNS-Formel des genetischen
Codes bereits als unsere absolute biologische Wahrheit anerkannt
ist< und >die in jeder Zelle enthaltene genetische Formel
wird zur echten modernen Prothese aller Körper.< Vom Prozeß,
der da abläuft, sind, so Baudrillard, drei Phasen deutlich
zu erkennen: >Nachdem der Körper Ort von Metamorphosen und
Freuden gewesen ist, ist er Ort von Trieben, Verboten und
Lüsten und schließlich ein Ort von Netztechnik und Faszination
geworden.<
Attersee: Ich habe Formen und Befriedigungsformen gesucht,
die mir fehlen. Van Gogh hatte gute und schlechte Tage,
gemalt hat er die letzteren. Die guten hat er für sich behalten,
zum Schutz der Schmerzhändler. Daß Kunst ohne Leiden möglich
ist, ist das Schöne an ihr. Religion ist eine Degeneration
von Kunst. Ich akzeptiere weder Gott noch den Tod. Sie kommen
in meiner Arbeit nicht vor. Die Wunden von Verletzungen
wünsche ich mir als Schmuck, ohne jeden Schmerz. Der vom
Leid befreite Neurotiker ist der erlebnisreichste Mensch.
Hegel hat sich ausgedacht, daß die Menschheit in der Selbstbefriedigung
des Geistes enden werde. Auf dem Weg der Entmaterialisierung
der Welt, auf dem Weg der Abstraktion der Gesellschaft sei
daher der Geschlechtsakt ein Rückfall ins Natürliche und demzufolge
alle >höhere Onanie< ein Fortschritt. Dietmar Kamper greift
in >Hieroglyphen der Zeit< diese Prophezeiung auf. Denn weiterhin
würde jeder, der darauf setzt, sich mit sich selbst zu verständigen,
der es also ablehnt, sich selbst fremd und ein Anderer zu
werden, an diesem so vorausgesagten Lauf der Dinge mitwirken.
Die >Kunst des Verstehens< kreise doch, längst gleichgültig
gegen Inhalte, bloß noch um sich selbst, mit der Selbstgefälligkeit,
immer schon verstanden zu haben, >als Vorbote des Wiederholungszwanges,
der die Welt in ein einziges Bewußtsein transformiert und
Platz schafft für eine automatisierte, menschenleere Maschinenzivilisation,
(...) als Wegbereiter des von ihr Ausgeschlossenen: der absoluten
Unverständlichkeit des autistischen Selbst.< Was tun? >Die
'neue Ethik' der Ästhetik liegt im Denken des Materials, das
von sich her die menschliche Wahrnehmung angeht. Ohne eine
solche Verletzlichkeit des Subjekts, ohne die Schonung des
Objekts wäre alles verloren.<
Ein anderer Zugang: >Wir wissen heute<, schreibt Hannah Arendt
in einem Text über Hermann Broch, >daß Mord bei weitem nicht
das Schlimmste ist, was der Mensch dem Menschen antun kann,
und daß andererseits der Tod keineswegs das ist, was der Mensch
am meisten fürchtet.< Es gelte daher, den Schmerz als entscheidende
Kategorie zu begreifen, also anders über den Schmerz zu denken,
über den Schmerz, der ohne Tod überhaupt unerträglich werden
kann. Aus der Bekräftigung und Umkehrung dieser Forderung
ergibt sich neuerlich eine, unter ihrer Naivität leidende
Suche danach, was das Beste ist, das der Mensch dem Menschen
- und sich - antun kann. Sprachlich sind die entsprechenden
Möglichkeiten mysteriös einfach. Die Kompliziertheit der Wünsche
und Obsessionen wird negiert oder als Vorwand benutzt, um
wohltemperierte Situationen als Maximum hinzustellen. Elementare
Gefühle haben in ihnen nichts verloren, deswegen sind sie
unverschlüsselt so schwer auszudrücken. Beim Überwinden von
Sentimentalität leisten die Standardbezeichnungen keinerlei
Hilfestellung. Gelten doch als Gegenwörter des Schmerzes Wohlgefühl,
Wohlbehagen; Lust, Wonne, Glück, Vergnügen. Beim Leid sind
es Glück, Freude, Lust. Die Tugend der Sparsamkeit hat Verschwendung
und Luxus zu Gegnern. So steht es zumindest im Wörterbuch
der Antonyme des Bibliographischen Institutes Leipzig.
Freud hat vor solchen Vereinfachungen keine Scheu gehabt;
das zeigt sich auch in seinen drei Quellen menschlichen Leidens
: >die Übermacht der Natur, die Hinfälligkeit unseres eigenen
Körpers und die Unzulänglichkeit der Einrichtungen, welche
die Beziehungen der Menschen zueinander in Familie, Staat
und Gesellschaft regeln<. Statt einem transzendenten >Zweck
des menschlichen Lebens< wendet sich Freud lieber >der anspruchsloseren
Frage zu, was die Menschen selbst durch ihr Verhalten als
Zweck und Absicht ihres Lebens erkennen lassen, was sie vom
Leben fordern, in ihm erreichen wollen. Die Antwort darauf
ist kaum zu verfehlen; sie streben nach dem Glück, sie wollen
glücklich werden und so bleiben. Dies Streben (...) will einerseits
die Abwesenheit von Schmerz und Unlust, andererseits das Erleben
starker Lustgefühle. Im engeren Wortsinn wird ' Glück' nur
auf das letztere bezogen.< Aber: >die Absicht, daß der Mensch
'glücklich' sei, ist im Plan der 'Schöpfung' nicht enthalten.
Was man im strengsten Sinne Glück heißt, entspringt der eher
plötzlichen Befriedigung hoch aufgestauter Bedürfnisse und
ist (...) nur als episodisches Phänomen möglich.< Solche einleuchtenden,
pragmatischen Sätze könnten inzwischen, unter Aufgabe jedes
Bezugs zur Psychoanalyse, überall Teil von Parteiprogrammen
und Verfassungsbestimmungen sein.
Für den Schöpfer und Genießer erfreulicher Erlebnisse ergibt
sich daraus wenig. Freuden, die sich von Begriffen bestimmen
lassen, geht offenbar ihr Hauch von Unbegrenztheit verloren.
Sind sie doch auf eine Gelöstheit angewiesen, die selbständig
funktioniert, die sich von Konstruktionen und Rekonstruktionen
unabhängig macht, die mit Differenzen und Unentscheidbarkeit
umgehen kann. >Das eigene Leben der einzelnen Stimmen in Ihren
Compositionen< heißt es, in diesem Sinn, im ersten begeisterten
Brief, den Kandinsky an Schönberg gerichtet hat, >ist gerade
das, was auch ich in malerischer Form zu finden versuche<.
Das ist lange her und bloß ein Ausdruck für das Begehren und
Sehnen des Künstlers. Eine andere, den Ethnologen charakterisierende
Formulierung findet sich bei Lévi-Strauss. Er hat das Vermögen
für lebenswichtig gehalten, >jenseits von Denken und Gesellschaft<,
>mit Geduld, Ernst und gegenseitigem Verzeihen ein Zwiegespräch
zu führen mit einer Katze<. Dreißig Jahre nach dieser resümierenden
Bemerkung hat er auf die Frage nach seinem geheimsten Wunsch
erneut geantwortet: >einmal ein Tier verstehen<.
P. S. Für die nah- und weitblickenden Denkweisen zum Zeitpunkt,
als Christian Ludwig Attersee, nach den Wetter- und Wasserbildern,
den Schönheitsuntersuchungen und Objekterfindungen, seine
Atterseewelt zu malen begonnen und sich der aggressiv-oppositionelle
Geist der Wiener 60er Jahre in verschiedenste Richtungen transformiert
hat, liefert ein in Anmerkungen verborgener Satz Oswald Wieners
(von dem auch der Text zur damaligen Ausstellung >Attersee
schön wie seine Bilder< stammt) eine knappe Präzisierung:
>ich wage gar nicht, mir den zustand der gesellschaft nach
der unausbleiblichen verständigung von 'ost' und 'west' vorzustellen.<
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Attersee: Ich schneide das Samenzickzack,
1981
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