Regulär studieren ist zwangsläufig etwas Spezialisiertes.
Warum paßt da das Wort zwangsläufig so selbstverständlich
dazu? Wegen der Ordnung, in der sowas abzulaufen hat. Wenn
deren Regeln den Erfordernissen nicht mehr entsprechen, gehören
sie geändert. Das geschieht durchwegs später als es möglich
wäre. Sich über derartige Notwendigkeiten zu verständigen
ist eine Phase solcher Prozesse, sie zu präzisieren und umzusetzen
der zweite, noch viel aufreibendere Teil. Was richtig wäre,
hängt von disparaten Interessenslagen ab. Ohne die deswegen
gegebenen Spannungen entstünde nie ein Reformdruck. Aber:
Wo es noch handelnde Personen gibt, ob lehrend, studierend
oder in anderer Weise arbeitend, setzen sie sich über unbefriedigenden
Umstände hinweg. Bewußt sein sollte einem, daß Regeln nur
ein provisorischer Raster sind, jedoch Voraussetzung jeder
Rechtssicherheit.
Was ist das Ziel einer plausiblen beruflichen Spezialisierung?
Kompetenz, Kompetenz, einerseits im Lösen - also Erledigen
- von Aufgaben andererseits im Umgang mit Problemen, mit nicht
vorhersehbaren Konstellationen, in denen etwas gedacht und
getan werden könnte ... sollte ... müßte. Reguläres und Irreguläres
sollte daher auch in Studien einen entsprechenden Stellenwert
haben. Kompetenz, als Fachwissen, als Zuständigkeit, als Einsicht,
dem anderen abzusprechen, verbindet die Generationen mehr
als daß sie das trennt. Solche Differenzen schaffen Egogefühle.
Den anderen für blöd zu halten, erzeugt sonderbare Sicherheiten.
Spezialwissen in weiterführender Weise auszutauschen ist eben
eine schwierige Sache, weil freiwilliges oder unfreiwilliges
Fachidiotentum ständig neue Barrieren bildet. Mit dem Ruf
nach Generalisten (Managern, Moderatoren, Journalisten, Politikern),
die immer weniger wissen als ihre von ihnen zu koordinierende
Umgebung, wird dieses Dilemma eingestanden. Transfers zwischen
verschiedensten Fachgebieten finden trotzdem dauernd statt,
nur wird das kaum - auch in der Ausbildung nicht - methodisch
thematisiert, trotz allem Gerede von Vernetzung. Dem Spezialisierungsdruck
können sich auch jene, die es besser wissen müßten, nicht
entziehen. Heideggers Urteil über Sartre: "ein Journalist",
bringt diese Ambivalenz auf den Punkt.
Den Spezialisten oder die Spezialistin will jeder, wenn
er etwas wirklich Fachkundiges braucht, ob in einer Druckerei
oder in einem Spital. Wer für sich auf derartige Spezialgebiete
verzichtet, bringt sich um solche Formen von Intensität. Beim
Denken wiederum sind die Angebote und Möglichkeiten erfreulicher
Weise nicht so übersichtlich. Es fordert zum Umgang mit Diskontinuitäten
heraus, zur Kombination unterschiedlich interpretierbarer
Module, zum Skizzieren provisorischer Zusammenhänge.
Also wäre gerade an Kunsthochschulen, dieser Meisterklassengesellschaft,
ein ständiges Kombinieren von Kompetenzgewinn und Offenheit
das zentrale Thema, wenn es nicht um bloße Fachausbildung
gehen soll. Differenzierte Konzepte für künstlerische Vorhaben
lassen sich innerhalb der "regulären" Ordnung viele realisieren.
Es ist da auch jetzt schon mehr möglich als wahrgenommen wird.
Im Sinn der angesprochenen Diskontinuitäten, transdisziplinären
Verflechtungen, unabsehbaren künftigen Arbeitsfeldern und
ökonomischen Entwicklungen muß aber das "Irreguläre" erleichtert
werden, ohne zugleich zu Unverbindlichkeit zu verführen. Wer
es in hinreichend überzeugender Weise angeht, sollte nicht
zuviel Energien mit bürokratischen Hemmnissen verbrauchen
müssen.
Daß Studierende sich zuerst für eine der "Künste" entscheiden
müssen und es dann doch viel umfassender um "Kunst" geht -
und um berufliche Perspektiven und die Praxis dabei - macht
zumindest die Beteiligung an fachübergreifenden Projekten
und die Erleichterung jedes konsequenten Studium irregulare
zweckmäßig ... um auf möglichst hohem Niveau den Umgang mit
Problemen zu trainieren, als denkendes und handelndes Gestalten,
in engem Kontakt mit wissenschaftlichen Erkenntnissen ...
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