Information Aktuelle Projekte Biografie Publikationen Zentrum Transfer Transferprojekte-RD.org





www.ChristianReder.net: Publikationen: Geldgeben und Wahrnehmen + Kunst am Bau
LINKS
Falter-Verlag
Österreichisches Bundesministerium für Finanzen
Österreichisches Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft & Kultur
Bundeskanzleramt .KUNST
   

Geldgeben und Wahrnehmen
Über Möglichkeiten zur Klimabelebung

Positionen zum Thema Kunstfinanzierung und Sponsoring

und

Kunst am Bau - Bauwerke als Kunst
Wilhelm Holzbauer im Gespräch mit Christian Reder

Gespräch über Architektur, den öffentlichen Raum und die Praxis von Auftragsvergaben


In: Helmut H. Haschek, Klaus Albrecht Schröder, Robert Sedlaczek, Christian Reder (Hg.): Kunst und Wirtschaft. Publikation zur gleichnamigen Veranstaltung des Bundesministeriums für Finanzen und des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst & Sport.
Falter Verlag, Wien 1987

Weitere Beiträge von Helmuth H. Haschek, Klaus Albrecht Schröder, Horst Knapp, Egon Bauer, Josef Weidenholzer, Wilhelm Holzbauer, Horst Gerhard Haberl, Armin Fehle, Herbert Hufnagel, Martin Schwarz, Ursula Pasterk, Claus Helmut Drese, Karl Vak, Helmut F. Karner, Gerhard Feltl, Franz Novotny

 

 

Geldgeben und Wahrnehmen
Über Möglichkeiten zur Klimabelebung

Aufgefordert, dieser Tagung ein Szenario an Möglichkeiten voranzustellen, die einer - zwischen Kunst, Wirtschaft und Staat auszutragenden - Klimabelebung dienen könnten, möchte ich nicht von vielbeschworenen Harmonielehren ausgehen, sondern ausdrücklich von Polaritäten, von Gegensätzen, von Konfrontationen.

Kunst grenzt sich schon dadurch markant von der Wirtschaft ab, daß sie ganz auf sich gestellt entstehen kann - ohne unbedingt etwas oder gar sich verkaufen zu müssen. Kunst braucht also streng genommen weder Förderer, Gönner, Käufer noch Vermarktungszwänge. Sie kann entstehen und existieren, selbst wenn sie niemand anschaut, anhört, liest, in Besitz nimmt.

Daß Kunst es dennoch sooft gleichsam aus eigener Kraft schafft, zum Gegenstand unbegrenzter Wertschätzung zu werden, kann als Signal dafür aufgefaßt werden, daß selbst Marktmechanismen immer wieder an die Sehnsucht nach Utopischem erinnern. In astronomischen Preisen, unschätzbaren Werten und Unverkäuflichkeit wird erkennbar, wie diesbezügliche Kräfte schließlich gebändigt werden. Selbst in simplen Geldwerten ausgedrückt hat van Gogh im Alleingang schließlich einen Einflussbereich und sogar ein Vermögen geschaffen, das sich spielend mit Rockefeller-Kapitalien messen kann.

Gerade im 20. Jahrhundert sind die prägenden künstlerischen Leistungen aus radikalen Oppositionshaltungen heraus entstanden, als Angriff auf Konformität, als Gegenpol zu Konventionen der Wahrnehmung. Inzwischen ist diese - äußerst konstruktive -Gegensätzlichkeit weitgehend unterminiert, der Künstler sozusagen offiziell aus seiner distanzierten Position zur Gesellschaft entlassen und als Mitarbeiter, zuständig für Kreativität, Image und dosierte Provokation neu angestellt worden.

Wie sich das damit wachsende Risiko einer Lähmung gesellschaftlicher Erneuerungsprozesse auswirken wird, ist zu einer zentralen Frage der Beziehungen zwischen Kunst, Wirtschaft und Staat geworden. Wird Kunst in die eine Richtung dieser Polarität gedrängt, findet sie sich als Dekoration und Unterhaltungsgegenstand der Freizeitgesellschaft wieder; während in der Gegenrichtung die Isolierung umso härter spürbar wird.

Der Preis solcher Isolierung sind die sattsam bekannten Verzögerungszeiten, durch die innerhalb einer Gesellschaft eine andere Sicht der Dinge solange kleineren Expertengruppen vorbehalten bleibt, bis allgemeine Gewöhnung die Irritation ablöst und den Blick auf Veränderungsnotwendigkeiten neuerlich verstellt.

Ein offensives Integrieren von Kunst in angeblich kreative Teilbereiche des generellen Geschehens ist also mit Gefährdungen verbunden, mit denen in sensibler Weise umgegangen werden müßte, wenn künstlerische Kräfte nicht eingeebnet werden sollen. Es sei denn, die Tendenz liefe tatsächlich auf eine museale Gesellschaft hinaus, die selbst Zeitgenössisches sofort zu Vergangenem macht, um Konfliktstoffe loszuwerden.

Würde etwa im Bereich Wirtschaft und Technik so konventionell und ohne die Notwendigkeit radikaler Überlegungen agiert, wie es im Verhalten der Kunst gegenüber als normal gilt, hätten wir sogar dort einen Jahrhundertwende- und Jugendstil-Taumel.

Eine weitere Polarität: Weit mehr Kunst, als jene, die sich schließlich durchsetzt, bleibt unrealisiert oder vages Projekt, weil sie in der konkret gegebenen Situation keine Chance hatte; sei es wegen politischer oder ökonomischer Umstände, sei es wegen des Klimas im allgemeinen, sei es wegen strukturell gleichsam erzwungener Haltungsidentität von Bauherren, Auftraggebern, Theaterleitern, Filmproduzenten, Verlegern, Finanziers.

Autonomie- und Abhängigkeitsgrade unterscheiden sich weiterhin gravierend. Brotlos - weil schwer vermarktbar - ist die Kunst zeitgenössischer Komponisten (wenn sie nicht Unterhaltungsmusik liefern). Den Dichter, ehemals Inbegriff von Kultur, dürfte es nach - tendenziell gedichtfeindlichen - Marktgesetzen längst nicht mehr geben. Literatur von zeitgenössischem Gewicht findet nur selten ohne Subventionen eine Nische im Angebot der keineswegs florierenden Buchhandlungen. Architektur liefert zwar gelegentlich Konfliktstoffe, allerdings ohne daß viel davon die Rede wäre, warum höchstens einige wenige Promille des Bauvolumens qualitative Herausforderungen darstellen. Und daß international Bilder wieder einem Boom unterworfen sind, sagt vielleicht mehr über die Flucht in Sachwerte und über Tendenzen zur Sprachlosigkeit aus als über kulturelle Interessen.

Kunstförderung will anscheinend Schwachem behilflich sein. Wenn Kultur - der doch die Kraft gesellschaftlicher Identitätsbildung zugeschrieben wird und die manchen sogar als Wohnort von sozialem Gewissen gilt - dieser Fürsorge bedarf, so heißt das, sie existiert abgesondert von dem, der sich ihrer annehmen muß. Wenn er Kultur von sich aus brauchen würde, wären die Beziehungen längst normalisiert, gleichberechtigt, respektvoll. Der Vorgang der Förderung ist also gleichsam auf kulturelle Armut angewiesen. Allgemeiner kultureller Reichtum würde ihn überflüssig machen. Vieles Erbetene könnte selbstverständlich sein.

Offensichtlich ist auch, daß dem Marketing der guten Tat im Normalfall weit höhere Aufmerksamkeit zukommt als ihrem eigentlichen Anlaß. Von Staat und Wirtschaft vergebene Ehrungen, die mit Geldpreisen in der Höhe besserer Monatsgehälter verbunden sind, bestätigen permanent, wie es tatsächlich um die Wertschätzung von Kultur bestellt ist.

Bei Museen wiederum besteht die internationale Tendenz, sie als Fortsetzung von Fußgeherzonen aufzufassen. Der Bummel von Armani und Cartier zu Klimt und Biedermeier ist längst eine Realität, aus der nur markante Zeichen und Projekte in einer weiterführenden Art hinausweisen könnten.

Ohne Irritation und ohne Risiko des Scheiterns kann nur Bestehendes bestätigt werden. Andererseits liefert die - gerade in Wien allseitig kultivierte - Tradition allzu zwangsläufigen Scheiterns einen anspornenden Gegenpol.

Inwieweit sich also Kunst noch als Opposition gegen die Automatik des Geschehens und gegen Wahrnehmungskonventionen behaupten kann, ohne völlig auf Isolation oder ausgeklügelte Marketing-Taktik angewiesen zu sein, dürfte eine Schlüsselfrage kulturellen Selbstverständnisses sein.

Und dieses kulturelle Selbstverständnis wird nicht über Fiktionen von einem reibungslosen Zusammenwirken zum anregenden Klima, sondern erst durch eine kontroversielle Vielfalt, durch Gegenwartsbezogenheit, durch Abgrenzung. Werden Abgrenzungen negiert, geht Identität verloren. Das Leugnen von Gegensätzen schadet immer dem Schwächeren.

Innerhalb der angeblich im Werden begriffenen Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft dürfte sich die Unterhaltungsindustrie zum dominierenden Sektor entwickeln. Die Kulturindustrie wird in ihr aufgehen und Kunst mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zum Unterlieferanten degradieren. Übrig bleibt vielleicht nur der Gag-Schreiber, der Werbeprofi, der Designer, der Video-Clip-Produzent, der unterhaltende Provokateur. Wer sich als "wirklicher" Künstler behaupten will, muß einen Starkult schaffen oder sich gekonnt zum Außenseiter stilisieren. Dann wird er als Autonomie-Relikt eine zeitlang gefeiert werden.

In "Reinkultur" entsteht nichts dergleichen. Inwieweit solche Prozesse nüchtern analysiert und ohne Flucht in rückwärtsgewandte Moralappelle zum Diskussionsstoff werden, ist bereits ein Indikator für die Lebendigkeit des Klimas.

Hinzu kommen Kriterien, wie die Achtung exponiert-künstlerischer Arbeit (anstelle des Schwankens zwischen schroffem Desinteresse und der überall grassierenden Prominentengeilheit) und die Intensität, mit der Strukturen weiterentwickelt und beeinflußt werden.

Gerade die Strukturen sind es, um die es in einer gesellschaftlichen Veränderungsphase primär gehen muß; um Strukturen der Ausbildung, um Strukturen des kulturellen Angebotes und des Kulturbetriebs, um Medien- und Publikationsvielfalt, um geänderte Schwerpunkte des Mitteleinsatzes, um die Transparenz von Entscheidungsvorgängen (z. B. im Bausektor), um die strukturelle Aktivierung von Initiative und Risikobereitschaft, um intelligent plazierte - ggf. budgetär-fiskalisch unterstützte - Anlaufinvestitionen.

Wie weit zeitgenössische Gesellschaften - keineswegs also nur Osterreich - sich von solchen Möglichkeiten entfernen und, verdeckt von Einzelaktivitäten, eine greifbare Bereicherung permanent in Verluste umwandeln, wird vielleicht an der Naivität des folgenden Szenarios deutlich:
Der Begriff "Sponsor" ist nur mehr diskriminierend in Gebrauch. Alles drängt zu kulturellen Werten. Unternehmen bekämpfen einander, um zur Finanzierung einer Ausstellung oder eines Konzertes zugelassen zu werden, weil darüber ausschließlich anhand ihrer sozialen und kulturellen Reputation entschieden wird. Der Wettbewerb auf diesem Gebiet provoziert permanent Spitzenleistungen und eine nie dagewesene Breite. Alles wird "Architektur" von höchstem Niveau, überall wird gesammelt, nichts bleibt ungestaltet, nach Künstlern herrscht eifersüchtige Nachfrage. Die Wirtschaft floriert, an herausfordernder Arbeit herrscht nirgends Mangel. Die Verschönerung der Umwelt ist das große Geschäft, reihenweise werden die Korruptionssünden einer blinden Vergangenheit beseitigt. In den Medien gibt es heftige Diskussionen über jede Nuance dieser neuen Renaissance. Den letzten Puristen werden gut dotierte Fluchtmöglichkeiten in die Theorie geboten, usw. usf.

Zurück zur Wirklichkeit: Inwieweit sich umfassendere soziale und kulturelle - also nicht bloß ökonomische - Klimabelebungen erzeugen lassen, ist von einer Vielzahl durchaus widersprüchlicher Impulse abhängig. Angebot und Nachfrage müssen in einer spannenden Konstellation aufeinandertreffen. Beispiele hat es sehr wohl gegeben.

Die neue Intensität der italienischen Gestaltungskultur während der letzten Jahrzehnte etwa wird von verschiedenen Beteiligten auf eine sich neu formierende Oppositionshaltung zurückgeführt, die sich keineswegs auf Design, Architektur und Film beschränkt hat. Immerhin haben Industrie, Gewerbe, Handel und Medien in massiver Weise mitgetan. Viele signifikante Unternehmer haben sich - so die Analyse etwa von Andrea Branzi - "immer eher einer oppositionellen Kultur zugehörig gefühlt als dem Establishment", gleichzeitig hat ein Pasolini in Corriere della Sera-Leitartikeln (gleichsam unserer "Presse" also) die Diskussion um Grundsatzfragen pointiert vorantreiben können.

Auch was in Österreich nun vermehrt als herzeigbar gefeiert wird, leitet sich durchwegs aus Widerstandssituationen ab.

Spannungen müssen also erkannt und in spannender Weise genutzt werden. Aus beschaulicher Schöngeistigkeit und der Vermarktung von Kunst entsteht keine tiefgreifende Aktivierung kultureller Arbeit und kultureller Kommunikation. Nicht allzu plötzliche Begeisterung und ein Spiel mit Verwendbarkeiten sind der Ansatz, sondern die Haltung gegenüber zeitgenössischen Fragen und schlichte Vernunft; Vernunft im Sinne kontinuierlicher Investitionen in kulturelle Aufgabenfelder auf der Grundlage nüchterner Kooperationsbeziehungen.

Wenn sich aus solcher Pragmatik individuelle Obsession entwickelt, die mehr und mehr verborgen-emotionale Ebenen miteinschließt, öffnen sich vielleicht neue Zugänge zum "Unvernünftigen".

Sponsortätigkeit, als eindimensionales Geben und Nehmen, als Beschenken und Benutzen, erschließt also bestenfalls erste Kontakte. Als nächster Schritt müßte ein Überdenken des Selbstverständnisses und die Präzisierung von Selbstverständlichkeiten folgen. Inwieweit das schließlich dazu führt, daß in sensitiver Weise für kulturelle Projekte und kulturelle Infrastrukturen Geld ausgegeben wird, drückt aus, wie es um die Unternehmenskultur und die Aufgabenwahrnehmung durch Staat und Wirtschaft steht. Inwieweit Staat und Wirtschaft sich Ausgaben für (Bewußtseins-)Bildung und Infrastrukturen untereinander aufteilen können und wie kenntnisreiche Kulturpolitik umsetzbar ist, läßt sich nicht über gängige Privatisierungsforderungen klären.

Ohne jedes Moralisieren ist festzuhalten, daß Kapital - soferne es nicht Adventure-Capital ist - sich von Konfliktzonen fernhält. Es muß sich also tendenziell auf unterhaltende, unverfängliche Kunst konzentrieren, es sei denn, diese Neigung würde mit energischem persönlichen Interesse bekämpft oder autonome Instanzen werden zwischengeschaltet.

Daß Veränderungen in viel stärkerem Maß über Kultur, inklusive ihrer ganz alltäglichen Äußerungen, vermittelt werden als über die vielzitierten ökonomischen Verhältnisse, wird unter allseitiger Berufung auf den Kommerzialisierungsdruck nicht als Chance gesehen. Dabei brauchen Gesellschaften, deren Selbstverständnis weitgehend auf der Käuflichkeit von diesem und jenem beruht, vielleicht Vorstellungen um so dringender, daß sich dennoch manches diesem System entzieht.

Die bisher skizzierte - ineinandergreifende, widersprüchliche - Vielschichtigkeit, mit der Beziehungen zu Kunst aktiviert werden können, zeigt, daß das selbstgefällig-simple Bild vom Mäzen immer schon zu plakativ gewesen ist. Auch Gaius Maecenas ist kein milder Gönner gewesen, sondern ein kenntnisreich-nüchtern die Position seines Kaisers Augustus ausbauender Kulturpolitiker.

Mit der Empfehlung dieser oder jener Strategie würde also den komplexen Qualltätsanforderungen, die im Einzelfall zu berücksichtigen sind, wenn tatsächlich etwas ermöglicht werden soll, nicht Rechnung getragen.

Der abschließend/einleitende Aktionskatalog ist keine Anleitung zum Nachmachen, weil damit bereits der Tatbestand des kulturfeindlichen Plagiats begünstigt würde, sondern ein Versuch, durch die Strukturierung von Möglichkeiten zum Blick auf gegebene - keineswegs unkritisch zu sehende - Möglichkeiten beizutragen.

 

Aktionskatalog

Karitative Konventionen

Geschenke: "Mittel der Einleitung und Aufrechterhaltung von sozialen Beziehungen sowie der Beeinflussung von sozialem Status" (Meyers Enzyklopädisches Lexikon)

Gefälligkeitskäufe, Gefälligkeitsinserate
Mitgliedsbeiträge
Geld- und Sachspenden, Materialbereitstellung, Transporte
Nachwuchsförderung, Erstausstellungen
Betriebsinterne Gefälligkeitsausstellungen
Stipendien, Reise- und Aufenthaltskosten für Künstler, für Kulturjournalisten
Zinsbegünstigte Kredite, Darlehen

Innerbetriebliche "Kultur"

"Erst aus der Differenz zur Umwelt entwickelt sich das System Unternehmung (Matis/Stiefel: Unternehmenskultur in Österreich)

Kulturinformationen (Plakate, Informationstafeln, Hauszeitschriften)
Kunstfonds, Kunstsammlungen
Kooperation mit Kunsteinrichtungen (Ausstellungen, Vorführungen, Vorträge, Betriebs-Abonnements, Sonderführungen, Symposien; Tagungen an kulturellen Orten)
Gewerkschaftliche Kulturaktivitäten

Werbung, Image, P. R.

Public Relations. "Bemühungen um öffentliches Vertrauen" (Dr. Gablers Wirtschaftslexikon)

Inserate in kulturellen Publikationen, Kostenbeiträge zu Plakaten, Programmheften, Katalogen, Veranstaltungen
Veranstaltungsorientierte Werbeaktionen, Beteiligungen an Festivals, Tourneen, Product Placement Übernahme der Werbekosten für kulturelle Veranstaltungen (Radio- und TV-Spots, Inserate, Plakate)
Firmenveranstaltungen im Rahmen von Ausstellungen
Veranstaltungskarten für Mitarbeiter, Kunden
Ankauf von Publikationen, Kunstwerken, Abonnements, Schallplatten,Tonbandkassetten, Videofilmen als Geschenke
Stiftung von Ehrungen, Preisen (Kunst, Kulturarbeit, Journalismus)
Ästhetisch/inhaltlich zeichensetzende Unternehmenskultur (Produkte, Architektur, eigene Werbung, Messen, Ausstellungen; Kommunikationsstrategie)

Ankäufe

"Vielleicht läßt sich das verborgenste Motiv des Sammelnden so umschreiben: er nimmt den Kampf gegen die Zerstreuung auf. (Walter Benjamin: Das Passagen-Werk)

Privatsammlungen
Ankauf von Einzelstücken
Auftragswerke
Unternehmenseigene öffentliche Sammlungen
Kunst-Anlagefonds
Stiftungen
Leihgaben an Museen

Spezialangebote

"Sie sind zu arm, um großzügig zu sein, Théodore" (Pierre Klossowski: Die Gesetze der Gastfreundschaft)

Einladung ausländischer Künstler (z. B. ein Jahr bezahlter Aufenthalt, Artists in Residence)
Zurverfügungstellung von unbenutzten Betriebsobjekten, von Räumen, Werkstätten, technischen Einrichtungen für eine kulturelle Nutzung (Ateliers, Büros, Projekte)
Aus- und Weiterbildungsangebote für bestimmte Sparten (z. B. Metall, Licht, Holz, Glas, EDV, CAD/CAM)

Projektberatung

"Vom herkömmlichen Typus des freien Intellektuellen trennt die Ratgeber nicht nur ihr Verhältnis zur Macht, sondern auch die Fähigkeit zur Kooperation." (Hans Magnus Enzensberger: Ach Europa!)

Finanzierungsberatung
Rechtsberatung
Management, Organisation, Marketing, Vertrieb
Ehrenamtliche Funktionen und Beraterleistungen, Manager auf Zeit

Projektfinanzierungen

"Meine Geschichten richteten sich nach den Summen, die mir zur Verfügung standen." (Luis Buiiuel: Mein letzter Seufzer)

Definitive Budgetposten für kulturelle Projekte (z. B. "Gewinnbeteiligung" von Kunst), Kunstfonds
Wettbewerbe für die eigenen Produkte, die eigenen Bauten
Kulturelle Projekte zu den eigenen Produktionsthemen (Licht, Energie, Möbel, Bauen, Holz, Mode, Fotografie, Farben, Computer etc.) Kostenbeiträge zu speziellen Wettbewerben
Finanzierung von Publikationen, Katalogen
Ausstellungsfinanzierung, Beiträge für Auslandsausstellungen, Tourneen und zum Import wichtiger internationaler Veranstaltungen
Finanzierung von Theaterproduktionen, Musikaufführungen, Kino- und TV-Filmen
Finanzierung von Restaurierungsprojekten
Finanzierung kultureller Forschungsvorhaben

Kooperationen und Ausbau der kulturellen Infrastruktur

Infrastruktur: "Einrichtungen, die eine Grundvoraussetzung für das (wirtschaftliche) Leben sind." (Dr. Gablers Wirtschaftslexikon)

Kulturelle Diversifikation
Längerfristige Zusammenarbeit mit bestimmten Kunsteinrichtungen (entsprechende Beitragszusagen, Schwerpunktbildung)
Finanzierung von autonomen Kunstgalerien, Kunsthallen, Festivals, Kultureinrichtungen, Stiftungen, Projekten
Beteiligung an kulturell wichtigen Unternehmungen (Verlage, Galerien, Zeitschriften)
Kooperationsverträge über wirtschaftliche Verwertung (Verlagswesen, Verlagsprodukte, Museen, Bildmaterial, Film, Video, Bildplatte, Design, neuartige Souvenirs)
Kooperationsprojekte mit Kunsthochschulen (Wettbewerbe, Gestaltungsaufgaben, Zusammenarbeit in den Betrieben, dauerhafte Kontakte, Konfliktbereitschaft)
Kooperations- und Pachtverträge mit Kultureinrichtungen (Verkaufsstellen, Buch- und Kunsthandlungen in Museen, Kongresse)
Künstler als Berater (Gestaltung, Architektur, Wettbewerbe, Strategie)
Gestaltungsaufträge an Künstler
Kompetente Wahrnehmung der Bauherrenfunktion

Resümee: Ökonomisches und kulturelles Klima sind in widersprüchlichen Formen voneinander abhängig. Die Haltung gegenüber Kunst und zeitgenössischen kulturellen Positionen ist Ausdruck von Wahrnehmungsbereitschaft. Sie zu kultivieren müßte gerade angesichts der Krisenerscheinungen einen hohen Stellenwert haben. Mit Spenden und Selbstdarstellung wird wenig bewegt. Zwischen Diskriminierung und Geniekult müßte eine neue Normalität im Umgang mit künstlerischer Arbeit angestrebt werden, die Autonomie nicht untergräbt, sondern bestärkt.

Deshalb können

- mit intelligent gestalteten Kooperationen
- mit einer aufgefächerten Projektfinanzierung
- und durch Beiträge zum Ausbau der kulturellen Infrastruktur

die wirkungsvollsten Impulse gesetzt werden.

 


Norman Foster & Associates, Hongkong and Shangai Banking Corporation, Hongkong 1985

 

"Du kannst auf mich zählen", sagte der Onkel, "ich denke ja die ganze Zeit nur darüber nach, wie man dir helfen könnte."
Franz Kafka, Der Prozeß
 
"In einer freien Wirtschaft hat das Unternehmen nur eine einzige soziale Verantwortlichkeit, nämlich seine Mittel solange für wachsende Gewinne einzusetzen, als die geltenden Spielregeln nicht verletzt werden."
Milton Friedman, Capitalism & Freedom, Chicago 1962

 

 

Pressereaktionen zum Thema:



Karla Fohrbeck (Zentrum für Kulturforschung, Bonn)
Renaissance der Mäzene?

DuMont Buchverlag, Köln, 1989



Praktischer Ratgeber für Förderer von Kunst

Kurier, 10.12.1987



Kasse nimmt Kunst zur Brust

von Christoph Hirschmann
az - Arbeiterzeitung, 15.12.1987



Ein Ombudsmann für Sponsoren

von Herbert Hufnagel
Kurier, 16.12.1987
 

Kunst am Bau - Bauwerke als Kunst
Wilhelm Holzbauer im Gespräch mit Christian Reder

Das Thema "Kunst und Wirtschaft" wird zur Zeit auf den Sponsor konzentriert, auf privatwirtschaftliche Initiativen In Richtung Oper, Theater, Kunstankäufe, Imagebildung; die Architektur kommt kaum vor.

Das ist vielleicht sogar gut so. Ich glaube nämlich nicht, daß man das amerikanische Modell - alles und jedes zu sponsern - einfach übernehmen kann, nur weil staatliche Budgetmittel knapp sind. In den USA gibt es da eine ganz andere Tradition. Jeder der in Harvard oder Yale studiert, weiß, daß er sozusagen von Sponsoren getragen wird und daß damit ein System beginnt, das sich durch alle Lebensbereiche fortsetzt, bis hin zu den Museen mit ihren nach Sammlern und Stiftern benannten Abteilungen. Wenn bei uns nun eine werblich motivierte Finanzierung z. B. von Sängergagen propagiert wird, kann nichts anderes als ein sehr problematisches Zwitterdasein herauskommen, vom dem keine positiven Veränderungen der Situation zu erwarten sind.

Den kompetenten, kenntnisreichen Bauherren als Sponsor zu bezeichnen, wäre so gesehen für ihn und für den Architekten eine Diskriminierung.

Sicherlich. Man muß doch begreifen, wie das Geschehen tatsächlich abläuft. In Österreich wird ein riesiges Bauvolumen von der öffentlichen Hand realisiert, von den Städten, den Ländern, vom Bund. Dabei überwiegen überall anonyme Entscheidungen, ohne daß ein Bedürfnis nach Architektur erkennbar würde. Wenn Unternehmen als Auftraggeber agieren, kommt es noch eher auf die Personen an, mit all den Zufällen, wer gerade welche Position einnimmt. Der Sponsor ist in beiden Fällen nicht die Frage, sondern die Kompetenz und das Interesse an Architektur.

Mit "Kunst am Bau" schließlich noch verschönernd zu wirken, kommt nur in den seltensten Fällen ohne das Odium von Notlösungen aus.

Ich persönlich bin da extrem skeptisch geblieben. Begonnen haben diese Bestrebungen, indem von den Berufsbereinigungen bildender Künstler und von anderer Seite Druck auf die Öffentlichkeit ausgeübt worden ist. Wir kennen aber doch alle die Kläglichkeit solcher Versuche, Kunst und Bauen zu integrieren, etwa durch den Mosaik- und Terrakotta-Schmuck an Sozialbauten. Es ginge viel eher darum, die Autonomie von Kunst und von Architektur zu akzeptieren, zu bestärken. Welcher Künstler will sich schon, und noch dazu meist im Nachhinein, einer fremden gestalterischen Konzeption unterordnen? Seit den großartigen "gemeinsamen" Lösungen bis ins erste Drittel dieses Jahrhunderts herein haben doch sehr prägnante Emanzipationsprozesse der Künste stattgefunden. Jeder Bereich der Kunst hat sich inzwischen in sein Eck zurückgezogen. Jetzt ein Zusammenwirken erzwingen zu wollen, muß fast zwangsläufig im Unbefriedigenden und oft Lächerlichen hängen bleiben, so wie bei diesem Versuch, in den Bau der neuen Bibliothek der Technischen Universität in Wien diese Eulen-Skulpturen zu integrieren. Wenn man hingegen auf den neukonstruierten Barcelona-Pavillon von Mies van der Rohe schaut, wo die Kolbe-Skulptur im Hof ein unglaublich wichtiger Teil der Architektur ist, so wird klar erkennbar, wie notwendig die Autonomie des einen die Autonomie des anderen bedingt. Bei meiner Universität Salzburg waren mir ebensolche Gedanken wichtig, daß eben die Figur des Universitätsgründers Paris Lodron von Manzú völlig selbständig in der Eingangszone steht und doch ein subtiler Dialog stattfindet. Eine darüber hinausgehende, ineinander übergehende Integration ist meines Erachtens in heutiger Zeit einfach nicht möglich. Unser Denken hat eben diesbezüglich eine Blockade. Bevor nicht eine Situation eintritt, die eine neue Symbiose ermöglicht, wird es in starkem Maß bei Lippenbekenntnissen zum Thema "Kunst am Bau" bleiben.

Wenn nun auch in Wien über den Fachbeirat für Stadtplanung und Stadtgestaltung massiver In die Normalität des Geschehens eingegriffen werden soll, so Ist das doch zugleich eine Bestätigung, daß auf dle üblichen Entscheidungsabläufe wiederum nur über eine zusätzliche Instanz eingewirkt werden kann. Wie ließen sich aber die Strukturen selbst in Richtung kompetente Bauherrenschaft beeinflussen?

Solange die Entscheidungen, wer was baut, von hohen Beamten in Ministerien oder Magistratsabteilungen getroffen werden, die vielfach sogar betonen, mit Architektur nichts zu tun zu haben und von ihr nichts zu verstehen, ist ein solcher Beirat sicher eine Chance. Aufträge werden ja fast durchwegs nicht nach qualitativen sondern nach angeblich rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten vergeben. Das schaut in der Praxis so aus, daß irgendein Architekt ein Grundstück und die Finanzierung anbietet, er also nach amerikanischem Muster Development macht, um einen Auftrag zu bekommen, ohne daß neben dieser Geschäftsmäßigkeit Architektur einen besonderen Stellenwert hätte. Dazu muß er sich verschiedenster Bauträger-, Förderungs- und Bürokratle-Instanzen bedienen. In diesem Dickicht kann es dann gar nicht mehr zu kompetenten archltektonischen Entscheidungen kommen. Transparente Auswahl- und Genehmigungsverfahren können unter solchen Umständen nicht einfach eingeführt werden. Das geht, selbst unter öffentlichem Druck, nur durch zähe Bemühungen.

Provinzielle Enge zeigt sich auch im völligen Fehlen einer Internationalisierung. Alles ist fest in heimischer Hand. Für eine Proflilierung braucht man das Ausland, bei Aufträgen an international diskutierte Architekten gibt es jedoch seit Jahrzehnten eine Importsperre.

Das hängt ebenfalls sehr intensiv damit zusammen, daß die Auftraggeber gleichsam von vorneherein nicht das Beste wollen. Zur Zeit der Stadterweiterung in der Monarchie haben sehr wohl viele Ausländer hier gebaut, man braucht nur an Theophil Hansen zu denken oder an Gottfried Semper. Man hat sich die besten Leute geholt, meistens über Wettbewerbe. Das geschieht ja heute nicht.

Auch ein Michael Thonet ist nach Wien gerufen worden...

...als eher seltenes Beispiel für einen hier schließlich enorm wirkungsvollen deutschen Einwanderer. Daß sich aber das Interesse heute selbst gegenüber international renommierten österreichischen Architekten in Grenzen hält und es von ihnen im Inland kaum bedeutende Bauten gibt, zeigt, daß für ein Verpassen von Chancen nicht allein ökonomische Gründe maßgebend sind.

An Arbeitssituationen, in denen kompetente Bauherren, auch wenn sie anonyme Instanzen sind, und qualitätsbewußte Architekten aufeinandertreffen, herrscht also Mangel, offenbar weil das Bauklima Jahrzehntelang andere Eigengesetzlichkeiten entwickeln konnte. Läßt sich anhand von Beispielen skizzieren, wie es dennoch anders geht?

Eine ideale Situation habe ich beim Bau des Landtagsgebäudes in Bregenz vorgefunden, wo ein hoher Politiker selbst die Verantwortung übernommen und aus seiner Überzeugung heraus das Projekt so stark unterstützt hat, daß es in optimaler Weise realisiert werden konnte. Beim Bau der Stationen der Wiener U-Bahn wiederum ist trotz Einschaltung verschiedenster Instanzen ein durchgehendes Gestaltungskonzept umgesetzt worden, ohne daß es die gängigen Verhinderungsmechanismen hätten beeinträchtigen können. Letztlich hängt es immer vom Architekten ab, von seiner Konsequenz.

Wenn also im öffentlichen Bereich doch immer wieder einiges gelingt, drängt sich die Frage auf, warum es bei Industrie- und Verwaltungsbauten so wenig zeichensetzende Initiativen gibt. Bürokratisierungsausreden dürften da ja nicht zählen. Und daß Qualität grundsätzlich teurer sei als alles Normale, ist doch nur ein weitverbreiteter Unsinn, zurückzuführen auf Urteilsschwäche, die in das blockierende Vorurteil "Gut ist, was viel kostet" flüchtet.

Da liegt genauso ein enormes Manko. Dem österreichischen Unternehmer und Manager ist es offenbar noch weitgehend fremd, daß Firmengebäude sich imagemäßig als ein Stück Architektur darstellen. Dabei gibt es genügend Beispiele, daß gerade das Vorhandensein von zuviel Geld zu formalen und ästhetischen Exzessen führt, die unerträglich sind, wie an bestimmten neueren Bundesbauten deutlich wird. Der Bau der Universität Salzburg etwa ist der relativ billigste Universitätsbau Österreichs, mit Budgetunterschreitungen und wesentlich niedrigeren Kubikmeterpreisen als bei annähernd vergleichbaren Projekten.

Auffallend ist jedoch, daß selbst imagebewuße Multis und internationale Hotelketten mit ihren Bauten hierzulande sonderbaren Anpassungszwängen unterliegen. Ihre Beiträge stellen auch nichts anderes dar als Routine.

Das stimmt natürlich. Wenn ein profilierter Konzern wie Siemens zwar woanders, wie nun in München, wichtige Leute wie Botta, Richard Meyer usw. zu einem Wettbewerb einlädt, also wirklich etwas will, in Wien aber an den Donaukanal ein Gebäude stellt, das keine besonderen architektonischen Ansprüche stellt, so spricht das für sich oder wiederum gegen lokale Usancen. Bei den Hotelkonzernen ist es andererseits meistens so, daß sie gar nicht selbst als Bauherren auftreten, sondern Zwischeninstanzen, Finanzgruppen, Grundstückseigner etc. einschalten und das kommt unserem System sehr entgegen, wo in äußerst verschlungener Interessensverflechtung von Bauträgern, Banken und Baufirmen die Architektur zermahlen wird. Die Architektur bleibt auf der Strecke, weil keiner dort sitzt, dem die Architektur ein Anliegen wäre.

Wie könnten aus solchen, tendeziell pessimistischen Situationsschilderungen Impulse für einen anderen Umgang mit Architektur abgeleitet werden?

Da habe ich durchaus ein aktuelles Beispiel. An den schon erwähnten Fachbeirat der Stadt Wien ist der Plan herangetragen worden, einen Teil des Eislaufvereines zu verbauen und zwar mit einem Projekt, das man ablehnen mußte. Aus dieser Ablehnung haben sich Gespräche mit dem Bauträger ergeben, dem wir architektonische Möglichkeiten verblüffend rasch vor Augen führen konnten und jetzt wird er einen internationalen Wettbewerb machen, zu dem signifikante Architekten, wie Norman Foster oder Gregotti aus dem Ausland und einige aus Österreich eingeladen werden. Es ist also durchaus nicht so, daß diese Mechanismen einfach so weiterlaufen. Sehr oft fehlt es einfach an einem Anstoß. Bei den öffentlichen Auftraggebern müßte das genauso sein. Die Verfilzung gehört aufgebrochen, Projekt für Projekt. Damit wird auch den Beteiligten klarer werden, welche ungeheure Identitätsstärkung und Werbewirksamkeit mit einem architektonisch gelungenen Gebäude verbunden sind. Das wird doch dann automatisch weltweit publiziert, diskutiert, oft jahrzehntelang.

Liegt die Chance also eher in der Stärkung von, durch lockenden Werbeerfolg motiviertem, Architektur-Bewußtsein oder überhaupt nur in einer als Werbestrategie aufgefaßten Architekturgesinnung?

Sicher kann eine Firma mit aufsehenerregender Architektur eine wirksamere Imagebildung erreichen als mit der Finanzierung von zwei Opernproduktionen oder mit fünf TV-Spots. Paradebeispiel ist das Gebäude der Johnson Wax Company von Frank Lloyd Wright. Dessen in einer Studie berechnete Werbewirksamkeit hat schließlich die Baukosten um das Hundertfache übertroffen. Einen solchen Meilenstein der Architekturgeschichte kann man natürlich nicht als Maßstab nehmen; die Postsparkasse von Otto Wagner hat aber genauso einen weltweiten Bekanntheitsgrad. Symbolischerweise haben ihn die österreichische Post und die Postsparkasse nicht wirklich in diesem Sinne nutzen können. Auch gegenwärtig gibt es genügend Beispiele, etwa das der Hongkong-Shanghai-Bank, die durch ihr Gebäude von Norman Foster weltweit bekannt geworden ist. Das zeigt, welche Kraft - nicht nur welches Image - in Architektur steckt. Sie kann aber auch, wie Loos einmal geschrieben hat, vermitteln, daß man bei einer Bank schon von außen erkennt, hier ist mein Geld gut aufgehoben. Diese Sinnübertragung auf einer emotionellen Ebene ist natürlich ein ganz wesentlicher Faktor.

Damit wären wir beim Thema "Bauwerke als Kunst".

Meine Haltung dazu ist eher zwiespältig, reserviert. Über den Kunstbegriff ist doch seit jeher heftig gestritten worden. Loos hat gesagt, zur Kunst gehört nur das Monument und der Grabstein. Das andere Extrem ist dort zu finden, wo sich ein Architekt als Künstler fühlt und damit seine Bauwerke zu Kunst macht. Für mich sind das alles verbale Interpretationen. Mir ist der Begriff "Architektur" lieber. Wann aus Architektur Kunst wird, ist für mich eine Frage, die jemand anderer interpretieren soll.

 

 

 

 


Frank Lloyd Wright, Johnson Wax Buildings,
Racine, Wisconsin, fotografiert 1955
© Christian Reder 1987/2002