Geldgeben
und Wahrnehmen
Über Möglichkeiten zur Klimabelebung
Aufgefordert, dieser Tagung ein Szenario an Möglichkeiten
voranzustellen, die einer - zwischen Kunst, Wirtschaft
und Staat auszutragenden - Klimabelebung dienen könnten,
möchte ich nicht von vielbeschworenen Harmonielehren
ausgehen, sondern ausdrücklich von Polaritäten, von
Gegensätzen, von Konfrontationen.
Kunst grenzt sich schon dadurch markant von der Wirtschaft
ab, daß sie ganz auf sich gestellt entstehen kann -
ohne unbedingt etwas oder gar sich verkaufen zu müssen.
Kunst braucht also streng genommen weder Förderer, Gönner,
Käufer noch Vermarktungszwänge. Sie kann entstehen und
existieren, selbst wenn sie niemand anschaut, anhört,
liest, in Besitz nimmt.
Daß Kunst es dennoch sooft gleichsam aus eigener Kraft
schafft, zum Gegenstand unbegrenzter Wertschätzung zu
werden, kann als Signal dafür aufgefaßt werden, daß
selbst Marktmechanismen immer wieder an die Sehnsucht
nach Utopischem erinnern. In astronomischen Preisen,
unschätzbaren Werten und Unverkäuflichkeit wird erkennbar,
wie diesbezügliche Kräfte schließlich gebändigt werden.
Selbst in simplen Geldwerten ausgedrückt hat van Gogh
im Alleingang schließlich einen Einflussbereich und
sogar ein Vermögen geschaffen, das sich spielend mit
Rockefeller-Kapitalien messen kann.
Gerade im 20. Jahrhundert sind die prägenden künstlerischen
Leistungen aus radikalen Oppositionshaltungen heraus
entstanden, als Angriff auf Konformität, als Gegenpol
zu Konventionen der Wahrnehmung. Inzwischen ist diese
- äußerst konstruktive -Gegensätzlichkeit weitgehend
unterminiert, der Künstler sozusagen offiziell aus seiner
distanzierten Position zur Gesellschaft entlassen und
als Mitarbeiter, zuständig für Kreativität, Image und
dosierte Provokation neu angestellt worden.
Wie sich das damit wachsende Risiko einer Lähmung gesellschaftlicher
Erneuerungsprozesse auswirken wird, ist zu einer zentralen
Frage der Beziehungen zwischen Kunst, Wirtschaft und
Staat geworden. Wird Kunst in die eine Richtung dieser
Polarität gedrängt, findet sie sich als Dekoration und
Unterhaltungsgegenstand der Freizeitgesellschaft wieder;
während in der Gegenrichtung die Isolierung umso härter
spürbar wird.
Der Preis solcher Isolierung sind die sattsam bekannten
Verzögerungszeiten, durch die innerhalb einer Gesellschaft
eine andere Sicht der Dinge solange kleineren Expertengruppen
vorbehalten bleibt, bis allgemeine Gewöhnung die Irritation
ablöst und den Blick auf Veränderungsnotwendigkeiten
neuerlich verstellt.
Ein offensives Integrieren von Kunst in angeblich kreative
Teilbereiche des generellen Geschehens ist also mit
Gefährdungen verbunden, mit denen in sensibler Weise
umgegangen werden müßte, wenn künstlerische Kräfte nicht
eingeebnet werden sollen. Es sei denn, die Tendenz liefe
tatsächlich auf eine museale Gesellschaft hinaus, die
selbst Zeitgenössisches sofort zu Vergangenem macht,
um Konfliktstoffe loszuwerden.
Würde etwa im Bereich Wirtschaft und Technik so konventionell
und ohne die Notwendigkeit radikaler Überlegungen agiert,
wie es im Verhalten der Kunst gegenüber als normal gilt,
hätten wir sogar dort einen Jahrhundertwende- und Jugendstil-Taumel.
Eine weitere Polarität: Weit mehr Kunst, als jene,
die sich schließlich durchsetzt, bleibt unrealisiert
oder vages Projekt, weil sie in der konkret gegebenen
Situation keine Chance hatte; sei es wegen politischer
oder ökonomischer Umstände, sei es wegen des Klimas
im allgemeinen, sei es wegen strukturell gleichsam erzwungener
Haltungsidentität von Bauherren, Auftraggebern, Theaterleitern,
Filmproduzenten, Verlegern, Finanziers.
Autonomie- und Abhängigkeitsgrade unterscheiden sich
weiterhin gravierend. Brotlos - weil schwer vermarktbar
- ist die Kunst zeitgenössischer Komponisten (wenn sie
nicht Unterhaltungsmusik liefern). Den Dichter, ehemals
Inbegriff von Kultur, dürfte es nach - tendenziell gedichtfeindlichen
- Marktgesetzen längst nicht mehr geben. Literatur von
zeitgenössischem Gewicht findet nur selten ohne Subventionen
eine Nische im Angebot der keineswegs florierenden Buchhandlungen.
Architektur liefert zwar gelegentlich Konfliktstoffe,
allerdings ohne daß viel davon die Rede wäre, warum
höchstens einige wenige Promille des Bauvolumens qualitative
Herausforderungen darstellen. Und daß international
Bilder wieder einem Boom unterworfen sind, sagt vielleicht
mehr über die Flucht in Sachwerte und über Tendenzen
zur Sprachlosigkeit aus als über kulturelle Interessen.
Kunstförderung will anscheinend Schwachem behilflich
sein. Wenn Kultur - der doch die Kraft gesellschaftlicher
Identitätsbildung zugeschrieben wird und die manchen
sogar als Wohnort von sozialem Gewissen gilt - dieser
Fürsorge bedarf, so heißt das, sie existiert abgesondert
von dem, der sich ihrer annehmen muß. Wenn er Kultur
von sich aus brauchen würde, wären die Beziehungen längst
normalisiert, gleichberechtigt, respektvoll. Der Vorgang
der Förderung ist also gleichsam auf kulturelle Armut
angewiesen. Allgemeiner kultureller Reichtum würde ihn
überflüssig machen. Vieles Erbetene könnte selbstverständlich
sein.
Offensichtlich ist auch, daß dem Marketing der guten
Tat im Normalfall weit höhere Aufmerksamkeit zukommt
als ihrem eigentlichen Anlaß. Von Staat und Wirtschaft
vergebene Ehrungen, die mit Geldpreisen in der Höhe
besserer Monatsgehälter verbunden sind, bestätigen permanent,
wie es tatsächlich um die Wertschätzung von Kultur bestellt
ist.
Bei Museen wiederum besteht die internationale Tendenz,
sie als Fortsetzung von Fußgeherzonen aufzufassen. Der
Bummel von Armani und Cartier zu Klimt und Biedermeier
ist längst eine Realität, aus der nur markante Zeichen
und Projekte in einer weiterführenden Art hinausweisen
könnten.
Ohne Irritation und ohne Risiko des Scheiterns kann
nur Bestehendes bestätigt werden. Andererseits liefert
die - gerade in Wien allseitig kultivierte - Tradition
allzu zwangsläufigen Scheiterns einen anspornenden Gegenpol.
Inwieweit sich also Kunst noch als Opposition gegen
die Automatik des Geschehens und gegen Wahrnehmungskonventionen
behaupten kann, ohne völlig auf Isolation oder ausgeklügelte
Marketing-Taktik angewiesen zu sein, dürfte eine Schlüsselfrage
kulturellen Selbstverständnisses sein.
Und dieses kulturelle Selbstverständnis wird nicht
über Fiktionen von einem reibungslosen Zusammenwirken
zum anregenden Klima, sondern erst durch eine kontroversielle
Vielfalt, durch Gegenwartsbezogenheit, durch Abgrenzung.
Werden Abgrenzungen negiert, geht Identität verloren.
Das Leugnen von Gegensätzen schadet immer dem Schwächeren.
Innerhalb der angeblich im Werden begriffenen Dienstleistungs-
und Informationsgesellschaft dürfte sich die Unterhaltungsindustrie
zum dominierenden Sektor entwickeln. Die Kulturindustrie
wird in ihr aufgehen und Kunst mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit
zum Unterlieferanten degradieren. Übrig bleibt vielleicht
nur der Gag-Schreiber, der Werbeprofi, der Designer,
der Video-Clip-Produzent, der unterhaltende Provokateur.
Wer sich als "wirklicher" Künstler behaupten will, muß
einen Starkult schaffen oder sich gekonnt zum Außenseiter
stilisieren. Dann wird er als Autonomie-Relikt eine
zeitlang gefeiert werden.
In "Reinkultur" entsteht nichts dergleichen. Inwieweit
solche Prozesse nüchtern analysiert und ohne Flucht
in rückwärtsgewandte Moralappelle zum Diskussionsstoff
werden, ist bereits ein Indikator für die Lebendigkeit
des Klimas.
Hinzu kommen Kriterien, wie die Achtung exponiert-künstlerischer
Arbeit (anstelle des Schwankens zwischen schroffem Desinteresse
und der überall grassierenden Prominentengeilheit) und
die Intensität, mit der Strukturen weiterentwickelt
und beeinflußt werden.
Gerade die Strukturen sind es, um die es in einer gesellschaftlichen
Veränderungsphase primär gehen muß; um Strukturen der
Ausbildung, um Strukturen des kulturellen Angebotes
und des Kulturbetriebs, um Medien- und Publikationsvielfalt,
um geänderte Schwerpunkte des Mitteleinsatzes, um die
Transparenz von Entscheidungsvorgängen (z. B. im Bausektor),
um die strukturelle Aktivierung von Initiative und Risikobereitschaft,
um intelligent plazierte - ggf. budgetär-fiskalisch
unterstützte - Anlaufinvestitionen.
Wie weit zeitgenössische Gesellschaften - keineswegs
also nur Osterreich - sich von solchen Möglichkeiten
entfernen und, verdeckt von Einzelaktivitäten, eine
greifbare Bereicherung permanent in Verluste umwandeln,
wird vielleicht an der Naivität des folgenden Szenarios
deutlich:
Der Begriff "Sponsor" ist nur mehr diskriminierend in
Gebrauch. Alles drängt zu kulturellen Werten. Unternehmen
bekämpfen einander, um zur Finanzierung einer Ausstellung
oder eines Konzertes zugelassen zu werden, weil darüber
ausschließlich anhand ihrer sozialen und kulturellen
Reputation entschieden wird. Der Wettbewerb auf diesem
Gebiet provoziert permanent Spitzenleistungen und eine
nie dagewesene Breite. Alles wird "Architektur" von
höchstem Niveau, überall wird gesammelt, nichts bleibt
ungestaltet, nach Künstlern herrscht eifersüchtige Nachfrage.
Die Wirtschaft floriert, an herausfordernder Arbeit
herrscht nirgends Mangel. Die Verschönerung der Umwelt
ist das große Geschäft, reihenweise werden die Korruptionssünden
einer blinden Vergangenheit beseitigt. In den Medien
gibt es heftige Diskussionen über jede Nuance dieser
neuen Renaissance. Den letzten Puristen werden gut dotierte
Fluchtmöglichkeiten in die Theorie geboten, usw. usf.
Zurück zur Wirklichkeit: Inwieweit sich umfassendere
soziale und kulturelle - also nicht bloß ökonomische
- Klimabelebungen erzeugen lassen, ist von einer Vielzahl
durchaus widersprüchlicher Impulse abhängig. Angebot
und Nachfrage müssen in einer spannenden Konstellation
aufeinandertreffen. Beispiele hat es sehr wohl gegeben.
Die neue Intensität der italienischen Gestaltungskultur
während der letzten Jahrzehnte etwa wird von verschiedenen
Beteiligten auf eine sich neu formierende Oppositionshaltung
zurückgeführt, die sich keineswegs auf Design, Architektur
und Film beschränkt hat. Immerhin haben Industrie, Gewerbe,
Handel und Medien in massiver Weise mitgetan. Viele
signifikante Unternehmer haben sich - so die Analyse
etwa von Andrea Branzi - "immer eher einer oppositionellen
Kultur zugehörig gefühlt als dem Establishment", gleichzeitig
hat ein Pasolini in Corriere della Sera-Leitartikeln
(gleichsam unserer "Presse" also) die Diskussion um
Grundsatzfragen pointiert vorantreiben können.
Auch was in Österreich nun vermehrt als herzeigbar
gefeiert wird, leitet sich durchwegs aus Widerstandssituationen
ab.
Spannungen müssen also erkannt und in spannender Weise
genutzt werden. Aus beschaulicher Schöngeistigkeit und
der Vermarktung von Kunst entsteht keine tiefgreifende
Aktivierung kultureller Arbeit und kultureller Kommunikation.
Nicht allzu plötzliche Begeisterung und ein Spiel mit
Verwendbarkeiten sind der Ansatz, sondern die Haltung
gegenüber zeitgenössischen Fragen und schlichte Vernunft;
Vernunft im Sinne kontinuierlicher Investitionen in
kulturelle Aufgabenfelder auf der Grundlage nüchterner
Kooperationsbeziehungen.
Wenn sich aus solcher Pragmatik individuelle Obsession
entwickelt, die mehr und mehr verborgen-emotionale Ebenen
miteinschließt, öffnen sich vielleicht neue Zugänge
zum "Unvernünftigen".
Sponsortätigkeit, als eindimensionales Geben und Nehmen,
als Beschenken und Benutzen, erschließt also bestenfalls
erste Kontakte. Als nächster Schritt müßte ein Überdenken
des Selbstverständnisses und die Präzisierung von Selbstverständlichkeiten
folgen. Inwieweit das schließlich dazu führt, daß in
sensitiver Weise für kulturelle Projekte und kulturelle
Infrastrukturen Geld ausgegeben wird, drückt aus, wie
es um die Unternehmenskultur und die Aufgabenwahrnehmung
durch Staat und Wirtschaft steht. Inwieweit Staat und
Wirtschaft sich Ausgaben für (Bewußtseins-)Bildung und
Infrastrukturen untereinander aufteilen können und wie
kenntnisreiche Kulturpolitik umsetzbar ist, läßt sich
nicht über gängige Privatisierungsforderungen klären.
Ohne jedes Moralisieren ist festzuhalten, daß Kapital
- soferne es nicht Adventure-Capital ist - sich von
Konfliktzonen fernhält. Es muß sich also tendenziell
auf unterhaltende, unverfängliche Kunst konzentrieren,
es sei denn, diese Neigung würde mit energischem persönlichen
Interesse bekämpft oder autonome Instanzen werden zwischengeschaltet.
Daß Veränderungen in viel stärkerem Maß über Kultur,
inklusive ihrer ganz alltäglichen Äußerungen, vermittelt
werden als über die vielzitierten ökonomischen Verhältnisse,
wird unter allseitiger Berufung auf den Kommerzialisierungsdruck
nicht als Chance gesehen. Dabei brauchen Gesellschaften,
deren Selbstverständnis weitgehend auf der Käuflichkeit
von diesem und jenem beruht, vielleicht Vorstellungen
um so dringender, daß sich dennoch manches diesem System
entzieht.
Die bisher skizzierte - ineinandergreifende, widersprüchliche
- Vielschichtigkeit, mit der Beziehungen zu Kunst aktiviert
werden können, zeigt, daß das selbstgefällig-simple
Bild vom Mäzen immer schon zu plakativ gewesen ist.
Auch Gaius Maecenas ist kein milder Gönner gewesen,
sondern ein kenntnisreich-nüchtern die Position seines
Kaisers Augustus ausbauender Kulturpolitiker.
Mit der Empfehlung dieser oder jener Strategie würde
also den komplexen Qualltätsanforderungen, die im Einzelfall
zu berücksichtigen sind, wenn tatsächlich etwas ermöglicht
werden soll, nicht Rechnung getragen.
Der abschließend/einleitende Aktionskatalog ist keine
Anleitung zum Nachmachen, weil damit bereits der Tatbestand
des kulturfeindlichen Plagiats begünstigt würde, sondern
ein Versuch, durch die Strukturierung von Möglichkeiten
zum Blick auf gegebene - keineswegs unkritisch zu sehende
- Möglichkeiten beizutragen.
Aktionskatalog
Karitative Konventionen
Geschenke: "Mittel der Einleitung und Aufrechterhaltung
von sozialen Beziehungen sowie der Beeinflussung von
sozialem Status" (Meyers Enzyklopädisches Lexikon)
Gefälligkeitskäufe, Gefälligkeitsinserate
Mitgliedsbeiträge
Geld- und Sachspenden, Materialbereitstellung, Transporte
Nachwuchsförderung, Erstausstellungen
Betriebsinterne Gefälligkeitsausstellungen
Stipendien, Reise- und Aufenthaltskosten für Künstler,
für Kulturjournalisten
Zinsbegünstigte Kredite, Darlehen
Innerbetriebliche "Kultur"
"Erst aus der Differenz zur Umwelt entwickelt sich
das System Unternehmung (Matis/Stiefel: Unternehmenskultur
in Österreich)
Kulturinformationen (Plakate, Informationstafeln, Hauszeitschriften)
Kunstfonds, Kunstsammlungen
Kooperation mit Kunsteinrichtungen (Ausstellungen, Vorführungen,
Vorträge, Betriebs-Abonnements, Sonderführungen, Symposien;
Tagungen an kulturellen Orten)
Gewerkschaftliche Kulturaktivitäten
Werbung, Image, P. R.
Public Relations. "Bemühungen um öffentliches Vertrauen"
(Dr. Gablers Wirtschaftslexikon)
Inserate in kulturellen Publikationen, Kostenbeiträge
zu Plakaten, Programmheften, Katalogen, Veranstaltungen
Veranstaltungsorientierte Werbeaktionen, Beteiligungen
an Festivals, Tourneen, Product Placement Übernahme
der Werbekosten für kulturelle Veranstaltungen (Radio-
und TV-Spots, Inserate, Plakate)
Firmenveranstaltungen im Rahmen von Ausstellungen
Veranstaltungskarten für Mitarbeiter, Kunden
Ankauf von Publikationen, Kunstwerken, Abonnements,
Schallplatten,Tonbandkassetten, Videofilmen als Geschenke
Stiftung von Ehrungen, Preisen (Kunst, Kulturarbeit,
Journalismus)
Ästhetisch/inhaltlich zeichensetzende Unternehmenskultur
(Produkte, Architektur, eigene Werbung, Messen, Ausstellungen;
Kommunikationsstrategie)
Ankäufe
"Vielleicht läßt sich das verborgenste Motiv des
Sammelnden so umschreiben: er nimmt den Kampf gegen
die Zerstreuung auf. (Walter Benjamin: Das Passagen-Werk)
Privatsammlungen
Ankauf von Einzelstücken
Auftragswerke
Unternehmenseigene öffentliche Sammlungen
Kunst-Anlagefonds
Stiftungen
Leihgaben an Museen
Spezialangebote
"Sie sind zu arm, um großzügig zu sein, Théodore"
(Pierre Klossowski: Die Gesetze der Gastfreundschaft)
Einladung ausländischer Künstler (z. B. ein Jahr bezahlter
Aufenthalt, Artists in Residence)
Zurverfügungstellung von unbenutzten Betriebsobjekten,
von Räumen, Werkstätten, technischen Einrichtungen für
eine kulturelle Nutzung (Ateliers, Büros, Projekte)
Aus- und Weiterbildungsangebote für bestimmte Sparten
(z. B. Metall, Licht, Holz, Glas, EDV, CAD/CAM)
Projektberatung
"Vom herkömmlichen Typus des freien Intellektuellen
trennt die Ratgeber nicht nur ihr Verhältnis zur Macht,
sondern auch die Fähigkeit zur Kooperation." (Hans
Magnus Enzensberger: Ach Europa!)
Finanzierungsberatung
Rechtsberatung
Management, Organisation, Marketing, Vertrieb
Ehrenamtliche Funktionen und Beraterleistungen, Manager
auf Zeit
Projektfinanzierungen
"Meine Geschichten richteten sich nach den Summen,
die mir zur Verfügung standen." (Luis Buiiuel: Mein
letzter Seufzer)
Definitive Budgetposten für kulturelle Projekte (z.
B. "Gewinnbeteiligung" von Kunst), Kunstfonds
Wettbewerbe für die eigenen Produkte, die eigenen Bauten
Kulturelle Projekte zu den eigenen Produktionsthemen
(Licht, Energie, Möbel, Bauen, Holz, Mode, Fotografie,
Farben, Computer etc.) Kostenbeiträge zu speziellen
Wettbewerben
Finanzierung von Publikationen, Katalogen
Ausstellungsfinanzierung, Beiträge für Auslandsausstellungen,
Tourneen und zum Import wichtiger internationaler Veranstaltungen
Finanzierung von Theaterproduktionen, Musikaufführungen,
Kino- und TV-Filmen
Finanzierung von Restaurierungsprojekten
Finanzierung kultureller Forschungsvorhaben
Kooperationen und Ausbau der kulturellen Infrastruktur
Infrastruktur: "Einrichtungen, die eine Grundvoraussetzung
für das (wirtschaftliche) Leben sind." (Dr. Gablers
Wirtschaftslexikon)
Kulturelle Diversifikation
Längerfristige Zusammenarbeit mit bestimmten Kunsteinrichtungen
(entsprechende Beitragszusagen, Schwerpunktbildung)
Finanzierung von autonomen Kunstgalerien, Kunsthallen,
Festivals, Kultureinrichtungen, Stiftungen, Projekten
Beteiligung an kulturell wichtigen Unternehmungen (Verlage,
Galerien, Zeitschriften)
Kooperationsverträge über wirtschaftliche Verwertung
(Verlagswesen, Verlagsprodukte, Museen, Bildmaterial,
Film, Video, Bildplatte, Design, neuartige Souvenirs)
Kooperationsprojekte mit Kunsthochschulen (Wettbewerbe,
Gestaltungsaufgaben, Zusammenarbeit in den Betrieben,
dauerhafte Kontakte, Konfliktbereitschaft)
Kooperations- und Pachtverträge mit Kultureinrichtungen
(Verkaufsstellen, Buch- und Kunsthandlungen in Museen,
Kongresse)
Künstler als Berater (Gestaltung, Architektur, Wettbewerbe,
Strategie)
Gestaltungsaufträge an Künstler
Kompetente Wahrnehmung der Bauherrenfunktion
Resümee: Ökonomisches und kulturelles Klima sind in
widersprüchlichen Formen voneinander abhängig. Die Haltung
gegenüber Kunst und zeitgenössischen kulturellen Positionen
ist Ausdruck von Wahrnehmungsbereitschaft. Sie zu kultivieren
müßte gerade angesichts der Krisenerscheinungen einen
hohen Stellenwert haben. Mit Spenden und Selbstdarstellung
wird wenig bewegt. Zwischen Diskriminierung und Geniekult
müßte eine neue Normalität im Umgang mit künstlerischer
Arbeit angestrebt werden, die Autonomie nicht untergräbt,
sondern bestärkt.
Deshalb können
- mit intelligent gestalteten Kooperationen
- mit einer aufgefächerten Projektfinanzierung
- und durch Beiträge zum Ausbau der kulturellen Infrastruktur
die wirkungsvollsten Impulse gesetzt werden.
|
Norman Foster & Associates,
Hongkong and Shangai Banking Corporation, Hongkong
1985 |
"Du kannst auf mich zählen",
sagte der Onkel, "ich denke ja die ganze Zeit
nur darüber nach, wie man dir helfen könnte."
Franz Kafka, Der Prozeß |
|
"In einer freien Wirtschaft
hat das Unternehmen nur eine einzige soziale Verantwortlichkeit,
nämlich seine Mittel solange für wachsende Gewinne
einzusetzen, als die geltenden Spielregeln nicht
verletzt werden."
Milton Friedman, Capitalism & Freedom, Chicago 1962 |
Pressereaktionen zum Thema:
|
Karla Fohrbeck (Zentrum für
Kulturforschung, Bonn)
Renaissance der Mäzene?
DuMont Buchverlag, Köln, 1989 |
|
Praktischer Ratgeber für
Förderer von Kunst
Kurier, 10.12.1987 |
|
Kasse nimmt Kunst zur Brust
von Christoph Hirschmann
az - Arbeiterzeitung, 15.12.1987 |
|
Ein Ombudsmann für Sponsoren
von Herbert Hufnagel
Kurier, 16.12.1987 |
|
Kunst
am Bau - Bauwerke als Kunst
Wilhelm Holzbauer im Gespräch mit Christian
Reder
Das Thema "Kunst und Wirtschaft" wird zur Zeit auf
den Sponsor konzentriert, auf privatwirtschaftliche
Initiativen In Richtung Oper, Theater, Kunstankäufe,
Imagebildung; die Architektur kommt kaum vor.
Das ist vielleicht sogar gut so. Ich glaube nämlich
nicht, daß man das amerikanische Modell - alles und
jedes zu sponsern - einfach übernehmen kann, nur weil
staatliche Budgetmittel knapp sind. In den USA gibt
es da eine ganz andere Tradition. Jeder der in Harvard
oder Yale studiert, weiß, daß er sozusagen von Sponsoren
getragen wird und daß damit ein System beginnt, das
sich durch alle Lebensbereiche fortsetzt, bis hin zu
den Museen mit ihren nach Sammlern und Stiftern benannten
Abteilungen. Wenn bei uns nun eine werblich motivierte
Finanzierung z. B. von Sängergagen propagiert wird,
kann nichts anderes als ein sehr problematisches Zwitterdasein
herauskommen, vom dem keine positiven Veränderungen
der Situation zu erwarten sind.
Den kompetenten, kenntnisreichen Bauherren als Sponsor
zu bezeichnen, wäre so gesehen für ihn und für den
Architekten eine Diskriminierung.
Sicherlich. Man muß doch begreifen, wie das Geschehen
tatsächlich abläuft. In Österreich wird ein riesiges
Bauvolumen von der öffentlichen Hand realisiert, von
den Städten, den Ländern, vom Bund. Dabei überwiegen
überall anonyme Entscheidungen, ohne daß ein Bedürfnis
nach Architektur erkennbar würde. Wenn Unternehmen als
Auftraggeber agieren, kommt es noch eher auf die Personen
an, mit all den Zufällen, wer gerade welche Position
einnimmt. Der Sponsor ist in beiden Fällen nicht die
Frage, sondern die Kompetenz und das Interesse an Architektur.
Mit "Kunst am Bau" schließlich noch verschönernd
zu wirken, kommt nur in den seltensten Fällen ohne
das Odium von Notlösungen aus.
Ich persönlich bin da extrem skeptisch geblieben.
Begonnen haben diese Bestrebungen, indem von den Berufsbereinigungen
bildender Künstler und von anderer Seite Druck auf die
Öffentlichkeit ausgeübt worden ist. Wir kennen aber
doch alle die Kläglichkeit solcher Versuche, Kunst und
Bauen zu integrieren, etwa durch den Mosaik- und Terrakotta-Schmuck
an Sozialbauten. Es ginge viel eher darum, die Autonomie
von Kunst und von Architektur zu akzeptieren, zu bestärken.
Welcher Künstler will sich schon, und noch dazu meist
im Nachhinein, einer fremden gestalterischen Konzeption
unterordnen? Seit den großartigen "gemeinsamen" Lösungen
bis ins erste Drittel dieses Jahrhunderts herein haben
doch sehr prägnante Emanzipationsprozesse der Künste
stattgefunden. Jeder Bereich der Kunst hat sich inzwischen
in sein Eck zurückgezogen. Jetzt ein Zusammenwirken
erzwingen zu wollen, muß fast zwangsläufig im Unbefriedigenden
und oft Lächerlichen hängen bleiben, so wie bei diesem
Versuch, in den Bau der neuen Bibliothek der Technischen
Universität in Wien diese Eulen-Skulpturen zu integrieren.
Wenn man hingegen auf den neukonstruierten Barcelona-Pavillon
von Mies van der Rohe schaut, wo die Kolbe-Skulptur
im Hof ein unglaublich wichtiger Teil der Architektur
ist, so wird klar erkennbar, wie notwendig die Autonomie
des einen die Autonomie des anderen bedingt. Bei meiner
Universität Salzburg waren mir ebensolche Gedanken wichtig,
daß eben die Figur des Universitätsgründers Paris Lodron
von Manzú völlig selbständig in der Eingangszone steht
und doch ein subtiler Dialog stattfindet. Eine darüber
hinausgehende, ineinander übergehende Integration ist
meines Erachtens in heutiger Zeit einfach nicht möglich.
Unser Denken hat eben diesbezüglich eine Blockade. Bevor
nicht eine Situation eintritt, die eine neue Symbiose
ermöglicht, wird es in starkem Maß bei Lippenbekenntnissen
zum Thema "Kunst am Bau" bleiben.
Wenn nun auch in Wien über den Fachbeirat für Stadtplanung
und Stadtgestaltung massiver In die Normalität des
Geschehens eingegriffen werden soll, so Ist das doch
zugleich eine Bestätigung, daß auf dle üblichen Entscheidungsabläufe
wiederum nur über eine zusätzliche Instanz eingewirkt
werden kann. Wie ließen sich aber die Strukturen selbst
in Richtung kompetente Bauherrenschaft beeinflussen?
Solange die Entscheidungen, wer was baut, von hohen
Beamten in Ministerien oder Magistratsabteilungen getroffen
werden, die vielfach sogar betonen, mit Architektur
nichts zu tun zu haben und von ihr nichts zu verstehen,
ist ein solcher Beirat sicher eine Chance. Aufträge
werden ja fast durchwegs nicht nach qualitativen sondern
nach angeblich rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten
vergeben. Das schaut in der Praxis so aus, daß irgendein
Architekt ein Grundstück und die Finanzierung anbietet,
er also nach amerikanischem Muster Development macht,
um einen Auftrag zu bekommen, ohne daß neben dieser
Geschäftsmäßigkeit Architektur einen besonderen Stellenwert
hätte. Dazu muß er sich verschiedenster Bauträger-,
Förderungs- und Bürokratle-Instanzen bedienen. In diesem
Dickicht kann es dann gar nicht mehr zu kompetenten
archltektonischen Entscheidungen kommen. Transparente
Auswahl- und Genehmigungsverfahren können unter solchen
Umständen nicht einfach eingeführt werden. Das geht,
selbst unter öffentlichem Druck, nur durch zähe Bemühungen.
Provinzielle Enge zeigt sich auch im völligen Fehlen
einer Internationalisierung. Alles ist fest in heimischer
Hand. Für eine Proflilierung braucht man das Ausland,
bei Aufträgen an international diskutierte Architekten
gibt es jedoch seit Jahrzehnten eine Importsperre.
Das hängt ebenfalls sehr intensiv damit zusammen,
daß die Auftraggeber gleichsam von vorneherein nicht
das Beste wollen. Zur Zeit der Stadterweiterung in der
Monarchie haben sehr wohl viele Ausländer hier gebaut,
man braucht nur an Theophil Hansen zu denken oder an
Gottfried Semper. Man hat sich die besten Leute geholt,
meistens über Wettbewerbe. Das geschieht ja heute nicht.
Auch ein Michael Thonet ist nach Wien gerufen worden...
...als eher seltenes Beispiel für einen hier schließlich
enorm wirkungsvollen deutschen Einwanderer. Daß sich
aber das Interesse heute selbst gegenüber international
renommierten österreichischen Architekten in Grenzen
hält und es von ihnen im Inland kaum bedeutende Bauten
gibt, zeigt, daß für ein Verpassen von Chancen nicht
allein ökonomische Gründe maßgebend sind.
An Arbeitssituationen, in denen kompetente Bauherren,
auch wenn sie anonyme Instanzen sind, und qualitätsbewußte
Architekten aufeinandertreffen, herrscht also Mangel,
offenbar weil das Bauklima Jahrzehntelang andere Eigengesetzlichkeiten
entwickeln konnte. Läßt sich anhand von Beispielen
skizzieren, wie es dennoch anders geht?
Eine ideale Situation habe ich beim Bau des Landtagsgebäudes
in Bregenz vorgefunden, wo ein hoher Politiker selbst
die Verantwortung übernommen und aus seiner Überzeugung
heraus das Projekt so stark unterstützt hat, daß es
in optimaler Weise realisiert werden konnte. Beim Bau
der Stationen der Wiener U-Bahn wiederum ist trotz Einschaltung
verschiedenster Instanzen ein durchgehendes Gestaltungskonzept
umgesetzt worden, ohne daß es die gängigen Verhinderungsmechanismen
hätten beeinträchtigen können. Letztlich hängt es immer
vom Architekten ab, von seiner Konsequenz.
Wenn also im öffentlichen Bereich doch immer wieder
einiges gelingt, drängt sich die Frage auf, warum
es bei Industrie- und Verwaltungsbauten so wenig zeichensetzende
Initiativen gibt. Bürokratisierungsausreden dürften
da ja nicht zählen. Und daß Qualität grundsätzlich
teurer sei als alles Normale, ist doch nur ein weitverbreiteter
Unsinn, zurückzuführen auf Urteilsschwäche, die in
das blockierende Vorurteil "Gut ist, was viel kostet"
flüchtet.
Da liegt genauso ein enormes Manko. Dem österreichischen
Unternehmer und Manager ist es offenbar noch weitgehend
fremd, daß Firmengebäude sich imagemäßig als ein Stück
Architektur darstellen. Dabei gibt es genügend Beispiele,
daß gerade das Vorhandensein von zuviel Geld zu formalen
und ästhetischen Exzessen führt, die unerträglich sind,
wie an bestimmten neueren Bundesbauten deutlich wird.
Der Bau der Universität Salzburg etwa ist der relativ
billigste Universitätsbau Österreichs, mit Budgetunterschreitungen
und wesentlich niedrigeren Kubikmeterpreisen als bei
annähernd vergleichbaren Projekten.
Auffallend ist jedoch, daß selbst imagebewuße Multis
und internationale Hotelketten mit ihren Bauten hierzulande
sonderbaren Anpassungszwängen unterliegen. Ihre Beiträge
stellen auch nichts anderes dar als Routine.
Das stimmt natürlich. Wenn ein profilierter Konzern
wie Siemens zwar woanders, wie nun in München, wichtige
Leute wie Botta, Richard Meyer usw. zu einem Wettbewerb
einlädt, also wirklich etwas will, in Wien aber an den
Donaukanal ein Gebäude stellt, das keine besonderen
architektonischen Ansprüche stellt, so spricht das für
sich oder wiederum gegen lokale Usancen. Bei den Hotelkonzernen
ist es andererseits meistens so, daß sie gar nicht selbst
als Bauherren auftreten, sondern Zwischeninstanzen,
Finanzgruppen, Grundstückseigner etc. einschalten und
das kommt unserem System sehr entgegen, wo in äußerst
verschlungener Interessensverflechtung von Bauträgern,
Banken und Baufirmen die Architektur zermahlen wird.
Die Architektur bleibt auf der Strecke, weil keiner
dort sitzt, dem die Architektur ein Anliegen wäre.
Wie könnten aus solchen, tendeziell pessimistischen
Situationsschilderungen Impulse für einen anderen
Umgang mit Architektur abgeleitet werden?
Da habe ich durchaus ein aktuelles Beispiel. An den
schon erwähnten Fachbeirat der Stadt Wien ist der Plan
herangetragen worden, einen Teil des Eislaufvereines
zu verbauen und zwar mit einem Projekt, das man ablehnen
mußte. Aus dieser Ablehnung haben sich Gespräche mit
dem Bauträger ergeben, dem wir architektonische Möglichkeiten
verblüffend rasch vor Augen führen konnten und jetzt
wird er einen internationalen Wettbewerb machen, zu
dem signifikante Architekten, wie Norman Foster oder
Gregotti aus dem Ausland und einige aus Österreich eingeladen
werden. Es ist also durchaus nicht so, daß diese Mechanismen
einfach so weiterlaufen. Sehr oft fehlt es einfach an
einem Anstoß. Bei den öffentlichen Auftraggebern müßte
das genauso sein. Die Verfilzung gehört aufgebrochen,
Projekt für Projekt. Damit wird auch den Beteiligten
klarer werden, welche ungeheure Identitätsstärkung und
Werbewirksamkeit mit einem architektonisch gelungenen
Gebäude verbunden sind. Das wird doch dann automatisch
weltweit publiziert, diskutiert, oft jahrzehntelang.
Liegt die Chance also eher in der Stärkung von,
durch lockenden Werbeerfolg motiviertem, Architektur-Bewußtsein
oder überhaupt nur in einer als Werbestrategie aufgefaßten
Architekturgesinnung?
Sicher kann eine Firma mit aufsehenerregender Architektur
eine wirksamere Imagebildung erreichen als mit der Finanzierung
von zwei Opernproduktionen oder mit fünf TV-Spots. Paradebeispiel
ist das Gebäude der Johnson Wax Company von Frank Lloyd
Wright. Dessen in einer Studie berechnete Werbewirksamkeit
hat schließlich die Baukosten um das Hundertfache übertroffen.
Einen solchen Meilenstein der Architekturgeschichte
kann man natürlich nicht als Maßstab nehmen; die Postsparkasse
von Otto Wagner hat aber genauso einen weltweiten Bekanntheitsgrad.
Symbolischerweise haben ihn die österreichische Post
und die Postsparkasse nicht wirklich in diesem Sinne
nutzen können. Auch gegenwärtig gibt es genügend Beispiele,
etwa das der Hongkong-Shanghai-Bank, die durch ihr Gebäude
von Norman Foster weltweit bekannt geworden ist. Das
zeigt, welche Kraft - nicht nur welches Image - in Architektur
steckt. Sie kann aber auch, wie Loos einmal geschrieben
hat, vermitteln, daß man bei einer Bank schon von außen
erkennt, hier ist mein Geld gut aufgehoben. Diese Sinnübertragung
auf einer emotionellen Ebene ist natürlich ein ganz
wesentlicher Faktor.
Damit wären wir beim Thema "Bauwerke als Kunst".
Meine Haltung dazu ist eher zwiespältig, reserviert.
Über den Kunstbegriff ist doch seit jeher heftig gestritten
worden. Loos hat gesagt, zur Kunst gehört nur das Monument
und der Grabstein. Das andere Extrem ist dort zu finden,
wo sich ein Architekt als Künstler fühlt und damit seine
Bauwerke zu Kunst macht. Für mich sind das alles verbale
Interpretationen. Mir ist der Begriff "Architektur"
lieber. Wann aus Architektur Kunst wird, ist für mich
eine Frage, die jemand anderer interpretieren soll.
|
Frank Lloyd Wright, Johnson Wax
Buildings,
Racine, Wisconsin, fotografiert 1955 |
|