Um 3.000 v. Chr.
Ägypten: Entwicklung der Hieroglyphenschrift, Frühzeit der
1. und 2. Dynastie
14. Jhdt. v. Chr.
Im Neuen Reich, unter Sethos I. und Ramses II. vermutlich
Bau des ersten schiffbaren Kanals vom Nil zum Roten Meer;
nach Versandung Neubau im 6. Jhdt. v. Chr., Erneuerung im
3. und 2. Jhdt. v. Chr., sowie - für kurze Zeit - unter Kalif
Omar I. im 7. Jhdt. n. Chr.
1. Jahrtausend v. Chr.
Entstehung des Königreiches von Saba (das Saba des Alten Testaments),
Hauptstadt zuerst Sirwa, dann Marib in der heutigen Arabischen
Republik Jemen. Legendäre Königin von Saba (sie, König Salomon
aus Jerusalem und der gemeinsame Sohn Menilek I. gelten noch
der äthiopischen Verfassung von 1955 als Begründer der äthiopischen
Dynastien).
Erbauung des Staudammes und Bewässerungssystems von Marib
im 8. und 7. Jhdt v. Chr., Dammbruch um 600 n. Chr.
Aufschwung des Seehandels.
Wanderungsbewegungen von der arabischen Halbinsel auf den
afrikanischen Kontinent.
Um 600 v. Chr.
Phönizische Seeleute umsegeln in ägyptischem Auftrag erstmals
Afrika.
5. Jhdt. v. Chr.
Beherrschende Position von Saba in Südarabien. Intensiver
Handel mit Indien und Ostafrika.
25-24 v. Chr.
Feldzug des Prokurators von Ägypten, Aelius Gallus, nach Südarabien,
der kurz vor Marib scheitert.
1. Jhdt. n. Chr.
Erste Erwähnung von Makoraba, des späteren Mekka
2. Jhdt.
In der Regierungszeit Kaiser Trajans (98-117) erreicht das
Römische Reich seine größte Ausdehnung. Im Südosten wird nach
Syrien, Ägypten und Judea auch >Arabia< (die Sinai-Halbinsel
und der nördliche Wüstenstreifen der arabischen Halbinsel
mit der damals zerstörten Stadt Petra) römische Provinz.
2. - 10. Jhdt.
Reich von Aksum in Äthiopien (griech. aithiopes, braune Gesichter)
3. Jhdt.
Vereinigung Südarabiens (>Arabia Felix<) unter der Führung
von Saba
4. Jhdt.
Annahme des Christentums in Aksum durch König Esana.
Vom 4. Jhdt. an untersteht die Äthiopische Kirche formal dem
koptischen Patriarchen von Alexandria, seit 1959 ist sie unabhängig.
Ab dem 4.-5. Jhdt. wird der in vielen altorientalischen und
antiken Kulturen verwendete Weihrauch auch in der christlichen
Liturgie gebraucht. Wie die Myrrhe (die als Räucher- und Heilmittel
verwendet wird) gelangt er über die vermutlich seit dem 3.
Jahrtausend v. Chr. bestehende "Weihrauchstraße" von Südarabien
ins Mittelmeergebiet.
Im 4.-6. Jhdt. ist Südarabien teilweise unter äthiopischer
Oberhoheit; im 6. Jhdt. unter persischer Herrschaft.
5. Jhdt.
Christliche Missionierung in Südarabien; erstarkende jüdische
Gemeinden, die sich bis zur Massenemigration nach Palästina/Israel
im 20. Jhdt. halten
622
Mohammeds Auswanderung nach Medina (Hedschra). Beginn der
islamischen Zeitrechnung. Ab 631 Islamisierung
632
Tod Mohammeds.
Kalifenreich seiner Nachfolger. Einteilung Arabiens in sechs
Provinzen (Hedschas mit den religiösen Zentren Mekka und Medina,
Jemen, Hadramaut, Oman, Jamama, Bahrain). Zentralarabien bleibt
unorganisiertes Beduinengebiet. Unter den Abbasiden trennen
sich die Provinzen nach und nach vom Kalifenreich.
642
Arabische Expansion nach Nordafrika
820 Herrschaft einer alidischen Dynastie (Imame, zaiditische
Schiiten) im ab 945 unabhängigen Jemen, die mit einigen Unterbrechungen
bis 1962 dauert.
11. Jhdt. Erste stabile muslimische Reiche in Nordindien;
zu Beginn des 14. Jhdts. war Indien mit Ausnahme des Hindu-Königreiches
von Vijayanagar im äußersten Süden unter muslimischer Kontrolle.
Im 11.-13. Jhdt. Kreuzzüge europäischer Heere zur Befreiung
der christlichen Stätten von muslimischer Herrschaft; Intensivierung
der kulturellen Kontakte. Wellen von Pilgerreisen ins ,,Hl.
Land", z. B. des russischen Abtes Daniel (,,Pilgerreise Daniels",
1106-1108, eines der ersten und bekanntesten Werke der altrussischen
Literatur).
12. Jhdt.
Der Handelsverkehr des Islam verlagert sich von der Achse
Persischer Golf - Bagdad zum Roten Meer, das damit zum Haupthandelsweg
aufsteigt.
"Schon im 12. Jahrhundert frönt das Abendland einer regelrechten
Gewürzsucht, der es nahezu sein gesamtes Edelmetall opfert"
(Fernand Braudel: Sozialgeschichte des 15.-18. Jahrhunderts.
Der Alltag. München 1985).
1174 - 1198
Ajjubidische Herrschaft im Jemen
1248
"In Marseille liegt der Preis für 30 Meter flandrisches Tuch
zwei- bis viermal so hoch wie der eines Sarazenensklaven."
(F. Braudel. Der Alltag. a.a.O.)
1453
Fall Konstantinopels. Die Stadt wird neue Hauptstadt der Osmanen.
Europäische Expansionsinteressen orientieren sich nach Westen
und nach Übersee.
1498
Vasco da Gama erreicht, von Lissabon aus, als erster auf dem
Seeweg Indien. Der Fern- und Gewürzhandel kommt zunehmend
unter portugiesische und holländische Kontrolle. Niedergang
Venedigs. Rückgang des Karawanenhandels.
15. Jhdt.
Ausbreitung des Islam im heutigen Indonesien und Malaysia;
diese Gebiete werden neben Ostafrika, Indien und der Mittelmeerküste
vorrangige Ziele periodischer Auswanderungswellen aus der
arabischen Halbinsel.
1503-05
Der italienische Abenteurer Ludovico di Varthema gelangt als
erster bekannter europäischer Reisender nach Mekka, von Aden
aus in den Jemen und weiter nach Indien. Er spricht von Karawanen
mit 35.000 Kamelen, die nach Mekka unterwegs waren. Sein Reisebericht
erscheint erstmals 1510 in Rom, die erste deutsche Ausgabe
1515 in Augsburg.
1507
Portugal besetzt für kurze Zeit die Insel Sokotra am Ausgang
des Roten Meeres (1835 britisch, heute Demokratische Volksrepublik
Jemen).
1517
Die Osmanen erobern Kairo, Ägypten wird türkische Provinz.
Osmanensultane werden >Beschützer der heiligen Stätten< Mekka
und Medina. Unabhängigkeitsbestrebungen der dort seit dem
10. Jhdt. herrschenden Scherifen von Mekka (Nachkommen Mohammeds),
Behauptung als Emirat Mekka, das bis zur Eingliederung in
das Königreich Saudi-Arabien besteht.
1538
Unter Suleiman II. erobert eine von Kapudan Pascha befehligte
osmanische Flotte mit 76 Kriegsschiffen Aden und Teile des
Jemen. Vorstoß bis an die indische Küste.
1538 - 1630 und 1849 - 1918
Osmanische Herrschaft im Jemen (San' a nur 1872-90). Das Landesinnere
bleibt weitgehend unbeeinflußt. "Als heiliges, den Christen
unzugängliches Meer der Muslims blieb das ganz vom Islam beherrschte
Rote Meer lange die wichtigste Route für die mit Pfeffer und
Spezereien nach Kairo, Alexandria und ins Mittelmeer segelnden
Schiffe." In der Gegenrichtung ist das Rote Meer der wichtigste
Weg, auf dem die Edelmetalle der Neuen Welt nach Indien und
weiter nach Osten strömen. (Fernand Braudel. Sozialgeschichte
des 15.-18. Jahrhunderts. Aufbruch zur Weltwirtschaft. München
1986).
1615
Erste Kontakte der Niederländer mit Jemen. 1620-24 bestand
in der praktisch freien Stadt Mokha (dem neben Dschidda wichtigsten
Hafen des Roten Meeres) eine niederländische Faktorei.
1621
Ein Bericht aus diesem Jahr schildert die Handelssituation
in Mokha: "Jahr für Jahr steuern bis zum Bersten mit Menschen
und Waren befrachtete Schiffe aus Indien, dem Malaiischen
Archipel und von der nahegelegenen afrikanischen Küste (auf
noch heute befahrenen Routen) mit dem Monsun diesen (in der
Folge zum bedeutenden Kaffeemarkt ausgebauten) Rotmeerhafen
an. Im erwähnten Jahr nun treffen auf zwei Schiffen aus Dabul
(Indien) 200 bzw. 150 Passagiere, durchweg reisende Kaufleute,
ein, um an diesem Handelsplatz teure Güter in kleinen Mengen
abzusetzen: Pfeffer, Gummi, Lack, Benzoeharz, golddurchwirkte
oder handbedruckte Baumwollstoffe, Tabak, Muskatnüsse, Nelken,
Kampfer, Sandelholz, Porzellan, Moschus, Indigo, Arzneimittel,
Parfums, Diamanten, Gummiarabicum ... Aus der Gegenrichtung
wird nur ein einziges Schiff in Mokka erwartet." (Fernand
Braudel: Sozialgeschichte des 15.-18. Jahrhunderts, Der Handel.
München 1986).
1652
Eröffnung des ersten Kaffeehauses in London, es folgen Marseille
(1671), Paris (1672), Wien (1683), Prag, Nürnberg, Regensburg,
Stuttgart, Augsburg (1713). Vom weitgehend unabhängigen Jemen
aus entwickelt sich ein Direktverkehr nach Europa unter Umgehung
des türkischen Zwischenhandels mit arabischem Kaffee. Preissteigerungen
im Jemen werden mit englischen, französischen, portugiesischen
und holländischen Kaffeepflanzungen in Übersee beantwortet
(Karibik, Brasilien, Java). "Die Spitze in Qualität und Preis
allerdings hält nach wie vor der Mokka." (F. Braudel: Der
Alltag, a.a.O.). Teilweise Übergang zum Teekonsum.
17. Jhdt
Vertreibung der Jesuiten aus Äthiopien, Abbruch der Beziehungen
zu Europa.
1740
Beginn der Wahhabiten-Bewegung, von Muhammad Ibn Abd Al Wahhab
begründet, gegen nachkoranische Neuerungen gerichtet. Anfangs
des 19. Jdts. erobern ihre Anhänger Medina, Mekka und fast
die gesamte arabische Halbinsel. Niederlage 1815. Wiederbelebung
als religiöse Doktrin Saudi-Arabiens.
1762-63
Carsten Niebuhr, deutscher Arabienforscher in dänischen Diensten,
bereist acht Monate lang den Jemen und überlebt als einziger
von fünf Expeditionsmitgliedern (erste Karten und Beschreibungen
des Jemen und der Ostküste des Roten Meeres; Originalausgaben
Kopenhagen 1772 und 1774; Auszüge in Neuauflage, Tübingen-Basel,
1973).
Ende des 18. Jhdts.
Im Zuge der Aufklärung Beginn der Bekämpfung von Sklaverei
und Sklavenhandel.
Orientalismus-Welle in Europa. Von Mozarts Entführung aus
dem Serail (1784) über William Beckfords Vathek (1786) bis
zu Napoleons >Le prophète masquée< (1787), gefunden in seinem
Nachlaß. Orientalisierende Architektur. Selbst die Prototypen
einer revolutionären Architektur, wie Etienne-Louis Boullée
sie ab 1784/85 entwirft, orientieren sich an den "in illustrierten
Reiseberichten mehr erahnten als gesehenen Bauten Ägyptens,
Sumers und Mexikos".
Beim Import von "Kolonialwaren" nach Europa wird der lange
Zeit führende Pfeffer hinter Seide und Baumwolle (33 %), 'edle'
Gewürze (24 %), Tee und Kaffee (23 %) auf den vierten Platz
(11 %) verdrängt (nach Statistiken der holländischen Oost
Indischen Companie; zit. nach F. Braudel: Der Alltag a.a.O.)
1786
Geheime Mission des französischen Oberst Édouard Dillon zur
Erkundung der "Eröffnung einer Verbindung nach Ostindien über
das Rote Meer und die Meerenge von Suez".
1798
Napoleons Feldzug in Ägypten
1809-11
Ulrich Jasper Seetzen gelangt, nach jahrelangem Aufenthalt
im Vorderen Orient, über Mekka und Medina in den Jemen; er
dringt von Hodeida nach San'a vor und wird bei Taiz getötet.
Auf seiner Reise von 1813-15 erreicht auch der - schließlich
zum Islam übergetretene - Schweizer Forscher Johann Ludwig
Burckhardt (der zuvor die Nabatäerstadt Petra wiederentdeckt
hatte) Mekka und Medina.
1810
Lady Hester Stanhope lebt mit Beduinen in Palmyra und später
- bis zu ihrem Tod 1839 - im Libanon.
1819
Goethes ,,West-östlicher Divan" erscheint
1820
Beginn der ägyptischen Eroberung des Sudan, exzessiver Sklavenhandel.
Ab 1877 europäische Provinzgouverneure (Charles George Gordon,
der Schweizer Werner Munzinger, der Äthiopien und - 1870 -
das südwestliche Arabien erkundet hat, der Deutsche Eduard
Schnitzer als Emin Pascha, der aus Wien stammende Rudolf Slatin
als Slatin Pascha u. a.).
1821
Riad wird Sitz der saudischen Emire.
1822
Jean Francois Champollion entziffert mit Hilfe des 1799 gefundenen
Steins von Rosette (mit griechischem, demotischem und Hieroglyphen-Text)
die Hieroglyphen.
1827-32
Die zehnbändige "Geschichte des Osmanischen Reiches" des österreichischen
Orientalisten Joseph von Hammer-Purgstall erscheint.
In Hegels etwa 1820/31 gehaltenen, erst posthum publizierten
"Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte" finden sich
u.a. folgende Feststellungen: "Wissenschaft und Kenntnisse,
insbesondere der Philosophie, sind von den Arabern ins Abendland
gekommen; (...) der Orient selbst aber ist, nachdem die Begeisterung
allmählich geschwunden war, in die größte Lasterhaftigkeit
versunken, die häßlichsten Leidenschaften wurden herrschend,
und da der sinnliche Genuß schon in der ersten Gestaltung
der mohammedanischen Lehre selbst liegt und als Belohnung
im Paradiese aufgestellt wird, so trat nun derselbe an die
Stelle des Fanatismus. Gegenwärtig nach Asien und Afrika zurückgedrängt
und nur in einem Winkel Europas durch die Eifersucht der christlichen
Mächte geduldet, ist der Islam schon längst von dem Boden
der Weltgeschichte verschwunden und in orientalische Gemächlichkeit
und Ruhe zurückgetreten."
1832
Am Beginn seiner Weltreise erwirbt Karl Alexander Anselm Freiherr
von Hügel im Südjemen einige Ethnographica, die sich heute
im Museum für Völkerkunde in Wien befinden. Im selben Jahr
bereist Eugéne Delacroix Nordafrika; später entstehen eine
Reihe von Bildern mit "orientalischen" Motiven. Zu den europäischen,
als "Orientalisten" bezeichneten Künstlern dieser Zeit zählen
Adrien Dauzats, Vivant Denon, Théodore Frère, Eugène Fromentin,
Charles Gleyre, John Frederick Lewis, Prosper-Georges-Antoine
Marilhat, William James Müller, David Roberts, Adolf Schreyer,
Horace Vernet oder David Wilkie, die ihrerseits alle den Nahen
Osten besuchten, während Jean-Antoine Gros, Alberto Pasini,
Robert Scott Lauder oder Ingres ohne persönliche Reiseeindrücke
eine Orientbegeisterung ausdrückten. (Mary Anne Stevens: >The
Orientalists: Delacroix to Matisse. European Painters in North
Africa and the Near East<, Royal Academy of Arts, London 1984).
1833
Ein ägyptischer Obelisk wird in Paris aufgestellt (Place de
la Concorde), es folgen London und New York (Central Park,
1881).
1839
Eroberung Adens durch die britische Ostindien Kompagnie (die
Stadt wird bis 1937 von Indien aus verwaltet); 1937 Kronkolonie
Aden mit Hadramaut und den Südwestgebieten; 1967 Eingliederung
in die Volksrepublik Jemen. Schrittweise werden die angrenzenden
arabischen Küstenländer britische Protektorate oder durch
Verträge gebunden.
1841
Edward William Lane, der lange in Ägypten lebte, gibt die
erste präzise (aber noch zensurierte) englische Übersetzung
von "1001 Nacht" heraus; es folgt sein bis heute grundlegendes
,,Arabic-English-Lexicon" (1863-93).
1843 Der französische Orientalist Thomas Arnaud bereist
den nordöstlichen Jemen und bringt - wie auch sein ihm 1869-70
nachfolgender Landsmann Joseph Halévy - die ersten Kopien
alt-südarabischer Inschriften nach Europa.
1843 erforscht von Makalla aus Adolf von Wrede als erster
Europäer Hadramaut (über die Situation dort hundert Jahre
später berichtet der englische Kolonialbeamte Harold Ingrams
in "Befriedete Wüste", 1950. Sein lakonisches Resümee: "Sollte
es gelingen, die Bevölkerung dieser Gebiete zur Selbstverwaltung
zu erziehen, so wird dies wahrscheinlich nicht den überlieferten
Methoden der Kolonialverwaltung zu verdanken sein."
1848
Pilgerfahrt Nikolai Gogols nach Palästina
1849
Ausbau des Hafens von Mokha.
Gustave Flaubert bereist Ägypten, Palästina, den Libanon und
Syrien (1849-51).
1853
Der britische Reisende Richard Burton besucht Mekka und Medina
1857-58 Geheime Mission Wilhelm von Tegetthoffs zur Insel
Sokotra im Golf von Aden, um sie für Österreich als "Handelsstation
und Verbrecherkolonie" zu erwerben.
Eröffnung der Eisenbahnlinie Alexandria-Kairo-Suez (1858)
1862
Eine internationale Ausstellung in London hat erstmals einen
Schwerpunkt "Islamische Kunst".
1867
Der türkische Sultan besucht London und Paris.
Mark Twain bereist den Nahen Osten.
1868
Englischer Angriff auf Äthiopien; Selbstmord von Kaiser Theodor
II.
1869
Eröffnung des von Alois Negrelli projektierten und unter der
Leitung Ferdinand de Lesseps fertiggestellten Suezkanals in
Anwesenheit vieler Regierungsdelegationen (darunter Kaiser
Franz Joseph I.). 1871 wird Verdis für anschließende Feierlichkeiten
bestellte Oper Aida in Kairo uraufgeführt, verspätet, weil
die in Paris hergestellte Inszenierung wegen des Deutsch-Französischen
Krieges und der Pariser Kommune nicht ausgeliefert werden
konnte.
Stellvertretend für alle anonym an "der Geschichte" Beteiligten
kann Pietro Fallesich genannt werden, der am Suezkanal mitgebaut
hat, aber erst als Besatzungsmitglied der "Admiral Tegetthoff"
- mit der die Österr.-ungar. Nordpol-Expedition (1872-74)
das heute zur Sowjetunion gehörende Franz-Joseph-Land entdeckt
hat - namentlich in Erscheinung getreten ist.
1869-70
Thomas Cook veranstaltet die erste organisierte Gesellschaftsreise
nach Ägypten und Palästina.
1873
Erster Internationaler Orientalistenkongreß in Paris. Mit
dem Wort "Orient" (von lat. ,"oriens", "aufgehende Sonne")
hängt übrigens "sich nach dem Aufgang der Sonne, nach den
Himmelsrichtungen orientieren " zusammen.
1875
Der Suezkanal kommt unter englische Kontrolle. Im Jahr darauf
ägyptischer Staatsbankrott.
1875-76
Hans Makart, der führende Wiener >Orientalist< Leopold Carl
Müller und andere österreichische Maler arbeiten in Kairo.
Zu dieser späteren Phase eines >Orientalismus< zählen auch
Gustav Bauernfeind, Jean-Joseph Benjamin-Constant, Ludwig
Deutsch, Jean-Léon Gérome, Eugène Girardet, Eduard Charlemont,
Gustave Guillaumet, William Holman Hunt, James Tissot oder
Carl Rudolf Huber.
1876
Im Verlag Karl Baedeker erscheint der erste Reiseführer für
Palästina und Syrien; es folgen Bände über Unter- und Oberägypten
(1877/92).
1876-78 erforscht Charles Montague Doughty Zentralarabien
und veröffentlicht einen der einflußreichsten Reiseberichte
des 19. Jahrhunderts ("Travels in Arabia Deserta", 1888; nach
T. E. Lawrence eine "Bibel Arabiens").
1878-79
W. S. Blunt und Anne Blunt erkunden unbekannte Teile Arabiens.
1880-1891
Arthur Rimbaud als Waffenhändler in Aden und Äthiopien: "ADEN
ist ein scheußlicher Fels, ohne einen einzigen Grashalm oder
einen Schluck genießbaren Wassers: man trinkt destilliertes
Meerwasser. Die Hitze ist exzessiv, vor allem im Juni und
September, das sind die Hundstage ... Ich bin wie ein GEFANGENER
hier ...".
1881
Erste jüdische Einwanderungswelle nach Palästina.
Kronprinz Rudolf von Österreich reist - hauptsächlich der
Jagd wegen - nach Ägypten, ans Rote Meer und nach Palästina.
1881 - 1898
Mahdi-Aufstand im Sudan.
Der mit England verbündete äthiopische Kaiser Johannes IV.
fällt 1889 im Kampf gegen die Mahdisten.
1882
Landung britischer Truppen in Ägypten; 1899 brit.-ägypt. Kondominium,
1914-22 brit. Protektorat. 1922 formelle Unabhängigkeit. 1953
Republik.
Zwischen 1882 und 1894 erforscht Eduard Glaser aus Böhmen
auf mehreren Reisen Südarabien.
1884-85
Berliner Kongo-Konferenz: Man erließ "einige sehr einfache
Regelungen. Die Besetzung der Küstenbereiche genügte nicht,
um Ansprüche auf das Hinterland anmelden zu können. (...)
Das Signal zum Ansturm auf Afrika war damit gegeben. Wahrscheinlich
war das das schlimmste Verbrechen des Imperialismus. Im Jahre
1880 hatten die Europäer kaum ein Zehntel des afrikanischen
Kontinents in Besitz genommen - zwanzig Jahre später war der
gesamte Rest vereinnahmt." (Joseph Ki-Zerbo: Die Geschichte
Schwarz-Afrikas. 1979).
1885
Gründung von Addis Abeba ("Neue Blume").
Italien besetzt die Hafenstadt Massaua in Eritrea, Äthiopien
wird vom Meer abgeschnitten.
1890
Eritrea wird italienische Kolonie. 1941 von britischen Truppen
erobert. 1952 Föderation mit Äthiopien, 1962 als Provinz eingegliedert.
Unabhängigkeitskampf der Eritreischen Befreiungsfront.
1893
Gründung der Societé des Peintres Orientalistes und erste
ausschließlich islamischer Kunst gewidmete Ausstellung in
Paris (die z. B. von Matisse besucht und besonders gewürdigt
wird).
1896
Schlacht bei Adua, vernichtende italienische Niederlage in
Äthiopien (auf sie bezieht sich die populär gewordene faschistische
Parole "Rache für Adua").
1897
Erster, von Theodor Herzl einberufener Zionistenkongreß in
Basel
1898-99
Faschodakrise. Britisch-französischer Kolonialkonflikt um
die Herrschaft über den Sudan.
Südarabien-Expedition der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften,
Wien.
Karl May bereist 1899 erstmals orientalische Länder (Port
Said, Kairo, Assuan, Beirut, Palästina; Aden, Ceylon, Sumatra
und zurück über Port Said), Jahre nach der Popularisierung
von Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar.
1902
Meyers Großes Konversations-Lexikon von 1902 stellt lapidar
fest: "Arabien gehört zu den unbekanntesten Ländern."
Seit Anfang des Jahrhunderts erkundet die englische Forschungsreisende
Gertrude Bell (1868-1926) Syrien, Palästina und Südarabien
und vertritt im 1. Weltkrieg britische Interessen im osmanischen
Mesopotamien.
1902 betrieben Wilhelm und Marie Hein aus Wien im Jemen frühe
ethnographische Forschungen.
1902-08
Bau der Hedschasbahn von Damaskus über Amman nach Medina (Leitung:
H. A. Meissner)
1908-09
Alois Musil, in Wien und Prag lehrender Orientalist, erforscht
das nördliche Arabien.
1910
Wichtige Ausstellung islamischer Kunst in München (die von
Matisse und Kandinsky, von denen jeder bereits Nordafrika
bereist hatte, besucht wird). 1914 sind Paul Klee und August
Macke in Nordafrika, später Le Corbusier.
1916-18
Im 1. Weltkrieg von England unterstützter Aufstand der Araber
gegen das osmanische Reich; organisatorische Schlüsselposition
von Thomas Edward Lawrence ("Lawrence von Arabien" / "Die
sieben Säulen der Weisheit", 1926/dt. 1936).
Im geheimen Sykes-Picot-Abkommen von 1916 waren jedoch entgegen
der Zusagen über die Bildung unabhängiger arabischer Staaten
längst britische und französische Interessensspähren festgelegt
worden. Im Jemen setzt Imam Yahya (der seit 1904 regiert)
die im Krieg begonnenen Kämpfe für eine Vereinigung des Landes
bis 1928 gegen die Briten fort. Andauernde Konflikte mit dem
sich formierenden Königreich Saudi-Arabien.
1917-18 unternimmt Harry Philby die erste Durchquerung Arabiens
vom Persischen Golf zum Roten Meer ("Das geheimnisvolle Arabien",
2 Bände, Leipzig 1925).
1918-25
Territoriale Vereinigung Zentralarabiens
1932
Gründung des Königreiches Saudi-Arabien
1934
Entdeckung der ersten Erdölquelle in Saudi-Arabien. Weitere
Funde und die Produktionssteigerung nach dem 2. Weltkrieg
verändern die ökonomischen Bedingungen des Landes radikal.
1935-41
Äthiopien von Italien annektiert. Exzessive Unterdrückungsmaßnahmen.
1936 erkennen Deutschland, Österreich, Ungarn, die Schweiz
und Albanien diese Annexion an.
1939-45
Im 2. Weltkrieg bleibt die arabische Halbinsel von Kampfhandlungen
verschont.
1945-48
Das Südarabien der Jahre 1945-48 - sowie 1966/67 - wird von
Wilfred Thesiger in Augenzeugenberichten und Fotos dokumentiert
(z. B. in "Desert, Marsh and Mountain. The World of a Nomad",
London 1979).
1948
Staatsstreich und Ermordung des Imams von Jemen, Yahya. Niederlage
der Rebellen gegen dessen Sohn Imam Ahmad.
Ausrufung des Staates Israel. 1. Isrealisch-Arabischer Krieg.
1952
Juli-Revolution in Ägypten unter der Führung Gamal Abdel Nassers.
Abdankung König Faruks. Ausrufung der Republik.
1954
Fertigstellung einer BP-Raffinierie in Aden
1955
Niedergeschlagene Erhebung gegen die Regierung Imam Ahmads
im Jemen.
1956
Suezkrise. Eskalation des politischen Konfliktes wegen der
Verstaatlichung der Suezkanalgesellschaft durch Ägypten nach
Abzug der britischen Truppen. Israel beginnt den 2. Israelisch-Arabischen
Krieg, Großbritannien und Frankreich bombardieren die Kanalzone
und landen Truppen bei Port Said. Unter dem Druck der Großmächte
Abzug und Waffenstillstand, Einsatz von UN-Kontingenten.
Unabhängigkeitserklärung des Sudan. Bis heute andauernder
Bürgerkrieg wegen der Abspaltungsbestrebungen der Südprovinzen.
1958-61
Ausbau des jemenitischen Hafens Hodeida und der Straße nach
San'a.
1960
Unabhängigkeit von Somalia (das altägyptische "Land von Punt";
seit Ende des 19. Jhdts. im Norden britische, im Süden italienische
Kolonie). Ogaden-Konflikt mit Äthiopien.
Erste Feldforschung Walter Dostals (Museum für Völkerkunde,
Wien) im Südjemen
1962
Revolution im Nordjemen: nach dem Tod des diktatorisch regierenden
Imam Ahmad, Kämpfe in San'a gegen dessen Sohn und Nachfolger
Imam Badr. Ausrufung der Arabischen Republik Jemen (Hauptstadt
San'a) durch Abdullah Sallal, der von Nasser unterstützt wird.
Rasche internationale Anerkennung der Republik. Jahrelange
Kämpfe zwischen Royalisten und Republikanern, zwischen Nord-
und Südstämmen. Royalisten erhalten von Saudi-Arabien Hilfe.
Auch der Einsatz ägyptischer Truppen und Bombenangriffe führen
zu keiner Entscheidung. San'a bleibt in Republikanischer Hand.
1962-63
Briten bilden die Föderation von Südarabien unter Eingliederung
Adens.
Antibritische Unruhen, expandierende Kämpfe um die Unabhängigkeit
im Süden.
1967
Sechstagekrieg. Israel besetzt die Sinai-Halbinsel. Der Suezkanal
bleibt bis 1975 blockiert.
Aufstand in Aden; Rückzug Großbritanniens aus Südarabien.
Ausrufung der Volksrepublik Südjemen (Hauptstadt Aden; seit
1970 Demokratische Volksrepublik Jemen).
Rückzug der ägyptischen Truppen aus der Arabischen Republik
Jemen. Neuerlicher Umsturz. Kämpfe zwischen Republikanern
und Royalisten, die erst 1970 durch Bildung einer Kompromißregierung
beendet werden. Wachsende Spannungen zwischen den beiden jemenitischen
Staaten.
1970
Verfassung der Volksdemokratischen Republik Jemen (Sozialistischer
Einparteienstaat).
1972
Grundsatzvertrag zwischen Nord- und Südjemen über eine Wiedervereinigung,
1979 erneuert. Bisher wirkungslos. 1981 Koordinierungs- und
Koordinationsabkommen.
1973
4. Israelisch-Arabischer Krieg (Jom-Kippur-Krieg)
1974
Provisorische Verfassung der Arabischen Republik Jemen (,,Arabisch-Islamische
Republik und Teil der Arabischen Nation").
Absetzung von Kaiser Haile Selassie. Langjährige Militärherrschaft.
1987 neue Verfassung ("Demokratische Volksrepublik Äthiopien").
1988 Friedensschluß mit Somalia. Anhaltende Kämpfe in Eritrea
und Tigre.
Anhaltende Hungerkatastrophe.
1975
Gründung der Universität Aden
1977
Ermordung des nordjemenitischen Präsidenten Al Hamdi; im Jahr
darauf wird sein Nachfolger Ahmad al Gasmi Opfer eines Bombenattentates.
Ein Putschversuch, in dessen Folge neun Offiziere hingerichtet
werden, scheitert.
Unabhängigkeit von Dschibuti (ehemals Französisch Somaliland
bzw. "Französische Afar- und Issa-Küste").
1978
Gescheiterter Putschversuch in der Demokratischen Volksrepublik
Jemen.
Das Buch "Orientalismus" von Edward W. Said erscheint (dt.
Frankfurt 1981): "Der Orient war fast eine europäische Erfindung,
und er war seit der Antike ein Ort der Romantik, des exotischen
Wesens, der besitzergreifenden Erinnerungen und Landschaften,
bemerkenswerten Erfahrungen. Nun verschwand er, irgendwie
war seine Zeit vorüber ..."
1981
Ermordung des ägyptischen Präsidenten Anwar as Sadat. Verhängung
des Ausnahmezustandes (z. Z. bis 1991)
1987
Staatsstreich in der Demokratischen Volksrepublik Jemen.
Schwere Unruhen in Mekka. 1988 bricht Saudi Arabien die diplomatischen
Beziehungen zum Iran ab.
1988
Die ersten Parlamentswahlen in der Arabischen Republik Jemen
bestätigen Präsident Ali Abdullah Saleh.
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