Angesichts der von der UNO bestätigten Zahl von über 1 Million
afghanischer Flüchtlinge (700.000 in Pakistan, 300.000 im
Iran),wirken besänftigende und manipulierende Argumente regime-
und sowjetfreundlicher Stimmen besonders makaber. Bereits
7-10% der gesamten Bevölkerung sind geflüchtet, fast durchwegs
arme Bauern aus den Grenzregionen.
Sie fliehen wegen ihrer Wehrlosigkeit gegen politische Verfolgungen,
Bombenangriffe und Kampfhandlungen, die mit zunehmendem Widerstand
der Bevölkerung gegen inhaltlich wichtige, aber völlig unzureichend
vorbereitete, diktatorisch angeordnete Reformen seit dem Taraki-Putsch
vom April 1978 immer massiver und brutaler wurden. Wir haben
in drei Wochen in den entlegendsten Gegenden zehn der 57 offiziellen
und Dutzende der unzähligen wilden Lager besucht, die sich
entlang der 2.000 km langen Grenze gebildet haben. Die Situation
ist überall bedrückend. In eiligst errichteten Zeltstädten
hausen oft mehrere tausend, oft zehntausend Menschen. Internationale
Hilfsaktionen laufen erst sehr schleppend an und haben sich
bisher auf das Allernotwendigste konzentriert, auf die Ausgabe
von Zelten, Decken, auf eine minimale und unregelmäßige Versorgung
mit Lebensmitteln und die gelegentliche Auszahlung von Unterstützungsgeldern.
Eine ärztliche Betreuung fehlt völlig, in fast jedem der mit
zehn bis zwanzig Menschen belegten Zelte liegen Kranke. Es
gibt keinerlei sanitäre Einrichtungen, in der Hitze des subtropischen
Sommers verschlechtern sich die hygienischen Bedingungen rapide.
Es besteht eine unmittelbare Bedrohung durch Seuchen und Epidemien,
auch für die lokale Bevölkerung. Außerdem wird sich die Situation
durch Überforderung der eindrucksvollen Nachbarschaftshilfe
und durch den Verbrauch der letzten mitgebrachten Vorräte
zusehends verschärfen.
Damit vom österreichischen Hilfskomitee aus eine wirkungsvolle
Hilfe geleistet werden kann, haben wir uns auf die Unterstützung
afghanischer Selbsthilfeorganisationen konzentriert, die ab
Juli 1980 unter ständiger Einschaltung österreichischer Mitarbeiter
das ausgearbeitete Programm realisieren. Es sollen Modellfälle
aufgebaut werden, die stufenweise in die UNO-Programme übergehen,
damit ihre Fortführung auch nach Versiegen österreichischer
Spendengelder sichergestellt ist.
Von unseren vielen Gesprächen mit Flüchtlingen war jenes
mit einem ehemaligen Journalisten der großen Tageszeitungen
"Anis" und "Eslah" eines der einprägsamsten. Er war ein halbes
Jahr in Haft, ohne präzise Anschuldigung, wurde schwer gefoltert
und ist mehr wegen der allgemeinen Verwirrung, des Bewacherwechsels
und des Fehlens von Gefängnisaufzeichnungen, als wegen der
propagierten "Babrak-Karmal-Amnestie" im Jänner 198o freigekommen.
An Umfang und Methoden der politischen Verfolgung hat sich
aber auch in der Folgezeit nichts geändert: "Nach dem ‚Blutigen
Freitag' (22. Februar 1980) gab es in Kabul wieder eine neue
Verhaftungswelle, praktisch aus jedem Haus wurden ziemlich
wahllos Leute herausgeholt, insgesamt 16.000. Das größte Gefängnis
Pul-i-Charki im Norden Kabuls, von den Russen für 35.000 Gefangene
gebaut, ist derzeit mit über 60.000 Häftlingen vollständig
überüllt ..."
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Das "Österreichische Hilfskomitee für Afqhanistan" bittet
um Spenden für seine Flüchtlingshilfe-Projekte in drei benachbarten
Lagern für 2o.ooo Menschen, 150 km nördlich des Khaiber-Passes,
nahe dem Ort Khar.
- Einrichtung eines Basisgesundheitsdienstes (Zeltlazarett,
med.Betreuungswagen, Medikamente)
- spezielles Mutter-Kind-Gesundheitsprogramm
- Impf-und TBC-Programm
- Ausbildung med.Hilfskräfte, Gesundheits-und Hygieneerziehung
- Lernbehelfe für Lagerschulen
- Aufbau von Handwerks-Kooperativen.
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